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Energieriese Eon verlegt Zukunftsgeschäfte nach Essen

Energieriese Eon verlegt Zukunftsgeschäfte nach Essen

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Eon-Zentrale Foto: dpa
Im Zuge der Zweiteilung des Eon-Konzerns zieht das Unternehmen ins Ruhrgebiet. Eine Überraschung: Die Abspaltung Uniper soll in Düsseldorf bleiben.

Essen. 

Große Überraschung bei Eon: Deutschlands größter Energiekonzern nimmt Abschied von Düsseldorf. Essen ist bei der Zweiteilung des Unternehmens der große Gewinner. Bislang war erwartet worden, dass der prestigeträchtige Firmenteil, der künftig für die erneuerbaren Energien zuständig ist, in der Landeshauptstadt bleiben soll. Doch Eon zieht nach Essen.

„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, insbesondere da sie von unserer ursprünglichen Erwartung ein Stück abweicht“, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen. „Gemeinsam mit dem Konzernbetriebsrat haben wir uns aber im Interesse der Mitarbeiter und der Leistungsfähigkeit beider Unternehmen auf dieses Konzept als beste Lösung verständigt.“ Im Vordergrund habe dabei gestanden, dass so wenige Mitarbeiter wie möglich längere Arbeitswege in Kauf nehmen müssen.

Bislang zählen 60.000 Mitarbeiter zum Konzern. Ab Anfang 2016 sollen noch rund 40.000 Beschäftigte zu Eon gehören. Etwa 20.000 Mitarbeiter wechseln voraussichtlich in eine neue Düsseldorfer Firma namens „Uniper“, kurz für „Unique Performance“ („Einzigartige Leistungsfähigkeit“).

Uniper siedelt sich im Düsseldorfer Hafen an

„Mit Eon und RWE haben damit die zwei größten Energiekonzerne Deutschlands ihren Sitz in Essen“, schwärmte Dietmar Düdden, Chef der kommunalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft EWG. „Das wird der Stadt einen weiteren Schub verleihen.“ NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) begrüßte die Entscheidung „zugunsten des Standorts NRW“ und sagte dieser Zeitung: „Düsseldorf und Essen sind jeweils eine gute Heimat für die Unternehmen.“

Uniper übernehme die in Düsseldorf genutzten Liegenschaften und werde einen Sitz im Düsseldorfer Hafen erhalten, teilte Eon mit. Dort und in der heutigen Zentrale am Eon-Platz könnte etwa die Verwaltung von Uniper angesiedelt werden. Die Standorte Gelsenkirchen als Sitz der Ingenieuraktivitäten und des Anlagenservices sowie Hannover für Kernenergie und IT-Dienstleistungen bleiben hiervon unberührt, hieß es. Uniper-Chef soll der bisherige Eon-Finanzvorstand Klaus Schäfer werden. Das neue Unternehmen startet zum 1. Januar 2016. Der neue Name gehe auf den Vorschlag eines langjährigen Mitarbeiters zurück und habe sich aus 3000 Ideen durchgesetzt.

Mit der Zweiteilung geht der größte Umbau der Unternehmensgeschichte von Eon einher. Eon konzentriert sich auf erneuerbare Energien, Energienetze und Dienstleistungen. Die Geschäfte rund um Atom, Kohle und Gas sollen in der Firma Uniper gebündelt werden. Kritiker vermuten, dass Eon Altlasten aus dem Atom- und Kohlegeschäft des Konzerns in eine Art „Bad Bank“ ausgliedern will, um das Zukunftsgeschäft mit erneuerbaren Energien nicht zu gefährden.

Eon-Experte: „Die machen ernst“

Die neue Firma soll von Eon abgespalten und an die Börse gebracht werden. Die Mehrheit der Aktien erhalten die Eon-Aktionäre. Die restlichen Anteilsscheine will der Konzern später in mehreren Schritten verkaufen.

In der Hauptversammlung am 8. Juni 2016 will der Eon-Vorstand die Aktionäre um Zustimmung für die Pläne bitten. „Wir sind damit voll im Zeitplan für die Umsetzung der neuen Eon-Strategie“, sagte ­Konzernchef Teyssen. Für den 7. Mai ist die diesjährige Hauptversammlung in der Essener Grugahalle geplant.

„Die machen ernst“, sagte Thomas Hechtfischer, Eon-Experte bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), zum ambitionierten Zeitplan und stellte fest, dass der Noch-Düsseldorfer Konzern offenbar größere Möglichkeiten hat, auf die Energiewende zu reagieren als der Konkurrent und künftige Nachbar RWE. Allerdings gibt er zu bedenken: „Die Abspaltung allein löst die Probleme in der alten Energiewelt nicht.“