Kondenswasser am Fenster: Woher es kommt und was hilft
feature von außen beschlagene fenster Foto: Martina Dinslage
Gerade im Winter beschlagen die Fenster, und Wände werden feucht. Es besteht Schimmelgefahr. Experten erklären, was man dagegen tun kann.
Essen.
Beschlagene Fenster sind gerade im Winter ein Ärgernis. Das Kondenswasser auf den Scheiben ist ein natürliches Ereignis, weiß Rita Maria Jünnemann, Energiereferntin der Verbraucherzentrale NRW und somit zuständig für „Heizung, Lüften, Feuchte und Schimmel“. Wie es zu feuchten Fensterscheiben kommt, lässt sich einfach erklären: Je wärmer Luft ist, desto mehr Wasser nimmt sie auf. Trifft warme Luft aufs kalte Fenster, kühlt sie ab und verliert Wasser, das dann von der Scheibe tropft. „Das gleiche passiert bei einer Wasserflasche, die man aus dem Kühlschrank holt.“ Zunächst ist sie trocken, steht sie aber auf dem Tisch, wird sie nass.
„Solange das Fenster die kälteste Stelle im Raum ist, wird es feucht. Das ist ein Warnsignal, dass es allerhöchste Zeit ist, die Luft auszutauschen“, sagt Jünnemann. Es muss also gelüftet werden. Doch selbst wenn das Fenster trocken bleibt, muss im Raum nicht alles in Ordnung sein. „Schimmelsporen wachsen schon bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent“, bevor man etwas sieht. Ideal seien 40 bis 60 Prozent. „Bei schlechtgedämmten Räumen sind auch schon 50 Prozent zu viel“ warnt die Expertin. Nur, wie erkennt man das? Temperatur und Feuchtigkeit misst ein Thermohygrograph, den gibt’s im Baumarkt für etwa zehn Euro.
Drei- bis viermal täglich stoßlüften
Ist die Scheibe aber schon beschlagen, rät Jünnemann, das Kondenswasser abzuwischen und bei abgedrehter Heizung zu lüften. Stoßlüften für zwei oder drei Minuten reiche meist schon, um die wasserreiche warme Luft durch kalte zu ersetzen. Besser noch: Durchzug. Das Fenster bloß zu kippen, davon hält die Expertin nichts. Denn anders als bei den anderen beiden Methoden bringt kurzes Kipplüften wenig, und bei langem kühlen die Wände aus. Die Gefahr: Die Wände werden der kälteste Ort im Raum, und dort sammelt sich dann Kondenswasser. Dann gelte: Schnell die Tropfen abwischen, kurz lüften und danach heizen.
Ohnehin empfiehlt die Expertin, drei- bis viermal am Tag zu lüften. Zunächst morgens nach dem Aufstehen. Wer dann zur Arbeit muss, sollte keinesfalls die Heizung abstellen, sondern den Regler auf Minimalstufe einstellen, damit die Wohnung 16 bis 18 Grad warm bleibt. Bei diesen Temperaturen können die Wände gespeicherte Feuchtigkeit abgeben. Das spart sogar Heizkosten, weiß der Bonner Bauphysiker und Wärmeschutzspezialist Oliver Schwinn: „Es kostet mehr Energie, einen kalten Raum wieder aufzuheizen, als durchgehend niedrig zu heizen.“ Beim Energiesparen helfe außerdem, abends die Rollläden herunterzulassen, das reduziert den Wärmeverlust im Raum um etwa 20 Prozent.
Ebenfalls raten die beiden, nach dem Kochen die Küche durchzulüften und das Badezimmer nach dem Duschen. Schwinn: „Ich empfehle, so lange zu lüften, wie man geduscht hat und dabei die Heizung abzudrehen.“
Keine Panik bei kleinen Schimmelflecken
Allerdings gibt es noch mehr, was ein Hausbewohner tun kann, um Kondenswasser und Schimmel zu verhindern: keine Möbel vor kalte Ecken zu stellen. Auch nichts vor die Heizung. Zudem muss deren Thermostatventil frei bleiben, um die Raumtemperatur korrekt zu erfassen. Hilfreich ist auch, nicht alle Fensterbänke mit Pflanzen oder Dekoration vollzustellen, sonst wird der regelmäßige Luftaustausch durch das ständige Freiräumen zeitaufwendig oder gar zum Fitnesssport. „Bei einem Flügelfenster sollte immer mindestens eine Hälfte frei bleiben“, rät Energiereferentin Jünnemann.
Wer allerdings doch einen schwarzen Schimmelfleck an der Wand oder in Fensterfugen entdeckt, sollte sich nicht gleich verrückt machen, findet Oliver Schwinn: „Schimmel ist immer in der Luft, er hat nur in der Wohnung nichts zu suchen.“ Kleine Flecken ließen sich aber ohne Fachmann entfernen. Dazu braucht man hochprozentigen Alkohol aus der Apotheke, Wattetupfer und Einmalhandschuhe. Damit entfernt man den Schimmel und schmeißt ihn in den Müll. Anschließend sollte der Betroffene den Raum für etwa zwei Wochen beobachten.
Verbraucherzentrale berät beim Energiesparen
Hat er alle Tricks und Tipps eingehalten, um Kondenswasser und Schimmelpilz zu vermeiden, und Feuchtigkeit und Pilz kehren trotzdem zurück, muss ein Fachmann ran, der überprüft, „ob falsches Lüftungsverhalten oder ein Bauteil“ die Ursache ist. Ein erster Warnhinweis, dass Nässe und Schimmel nicht mit Kondenswasser zusammenhängen, so Oliver Schwinn, sei ein Fleck, der nicht in den naturgemäß kälteren Raumecken auftritt, sondern in der Wandmitte. Dann ist vielleicht ein Gemäuer nicht regendicht oder ein Abflussrohr ist kaputt – und Ratschläge zum Heizen und Lüften helfen nicht mehr.