Fäkalkeime und Eitererreger, keine Tarifverträge und Betriebsräte. Dafür das ganze Jahr Erdbeeren. Die beiden Supermarktgiganten Rewe und Edeka im ZDF-Duell.
Essen.
Seit Jahren liefern sich die beiden Supermarktgiganten ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Wer ist besser, Edeka oder Rewe? 85 Milliarden Euro Umsatz machen die beiden größten deutschen Supermarktketten. Die Stiftungen Warentest und Ökotest prüfen regelmäßig und kommen zum Ergebnis: Mal so, mal so. Immer mal wieder testet auch das Fernsehen, wie „Rewe gegen Edeka – das Supermarktduell“ am Dienstag im ZDF. Auch hier: Die beiden sind ungefähr gleich gut. Oder auch gleich schlecht. Während manche Erkenntnisse eher banal sind, möchte man sich bei anderen vor Ekel winden.
Die Gesundheit
Fäkalkeime und Eitererreger. Tausende Finger an der SB-Brottheke, wo natürlich nicht die unfassbar unpraktische Zange genutzt wird; hunderte ungewaschene Fäuste umklammern Einkaufswagen; zahllose wochenalte Mehrwegflaschen werden aus miefigen Plastiksäcken in den Pfandautomaten gestopft. Klingt übertrieben? Immerhin haben die Mikrobiologen der Uni Marburg an genau diesen Stellen die besonders unappetitlichen Bakterien gefunden.
„Toiletten sind sauberer was Menge und Art der Bakterien betrifft“, sagt Professor Reinier Mutters, der mit Hautflora-Partikeln gerechnet hätte. Aber nicht damit. Und das landauf, landab. Edeka ist etwas mehr verkeimt, „der eine mehr, der andere weniger – nur verkeimt, das sind sie alle“, sagt Mutters. Und empfiehlt dringend, Hände und Lebensmittel nach dem Einkauf zu waschen.
Die Lebensmittel an sich sind weniger frisch als Obst und Gemüse vom Wochenmarkt. Aber das kommt halt davon, wenn man seine Lebensmittel-Komplettversorgung in die Hände von industriell durchorganisierten Großunternehmen legt: Die Erdbeeren aus Spanien, die es hierzulande auch im Dezember unbedingt sein müssen, die sind halt nicht mehr pflückfrisch. Dafür pestizidbehandelt: Bei Rewe fünf, bei Edeka zwei Pflanzenschutzmittel-Rückstände fanden die Lebensmittelchemiker. Beides aber unter dem zulässigen Wert.
Ärgerlicher ist da vermeintliche Regionalität. Als „staatlich geförderten Etikettenschwindel“ bezeichnet das ein Experte der Stiftung Ökotest, und als „lupenreine Mogelpackung“, um den Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Warum? Weil das Regional-Siegel bedeutet, dass die bezeichnete Region kleiner als Deutschland ist. Da kann hessische Milch dann halt mal von bayrischen Kühen kommen. Allerdings: Kein reines Problem der Häuser Edeka und Rewe.
Die Fairness
Rund 11.500 Edeka-Filialen gibt es in Deutschland. Einige Märkte gehören zu Regionalgesellschaften, den Großteil allerdings betreiben selbstständige Einzelunternehmer. Und da liegt der Knackpunkt: Betriebsräte, Tarifverträge – Fehlanzeige. Auch qualifizierte Fachkräfte bekommen grade mal Mindestlohn. Da werden dann auch mal Aushilfen ohne Gesundheitszeugnis an ihrem ersten Tag hinter die Fleischtheke abkommandiert.
Anders bei Rewe, deren gut 10.000 Filialen enger in die Konzernstruktur eingeflochten sind. Verdi bescheinigt faire Tarifverträge und Betriebsräte.
Der Preis
Supermärkten bieten ihre Produkte mehrfach, Markennamen und günstige Eigenmarken. Kaum etwas, das es nicht in billiger gäbe. Ob man jetzt „Gut & günstig“ (Edeka) oder „Ja!“ (Rewe) aus dem Regal der Wahl zieht – kostet quasi das gleiche. Und: Beim Discounter ist es billiger. Knapp 10 Euro weniger für die 19 zu kaufenden Produkte. Wer hätte das gedacht.
Die Qualität
Zwei Jugend-Fußballmannschaften treten gegeneinander an und wenn die Jungs fertig sind mit Bolzen, dürfen sie sich nach Herzenslust mit Spaghetti und Schoko-Eis einsauen. Mama und Papa sind zum Trikot-Waschen abkommandiert. Das eine Team mit Edeka-, das andere mit Rewe-Vollwaschmittel. Und den geübten Sinnen der Fußballeltern entgeht nichts: Edeka-Waschmittel enthält weniger Duftstoffe, ist daher besser für Allergiker geeignet – und die Wäsche ist auch noch sauberer.
Der Service
Ein Lebensmittellexikon hat über tausend Seiten – oder einen Edeka-Kittel an. Naja. Was Schutzatmosphäre ist (Gasgemisch in der Verpackung, das Ware frischer aussehen lässt) oder Lab (Enzym zur Milchgerinnung bei der Käseproduktion, gewonnen aus Kälbermägen), wissen die Fachverkäufer nicht. Auf ihr geschultes Personal sind beide Ketten stolz. Zu Unrecht? Und: Macht das wirklich den Kundenservice aus? Freundlich und bemüht waren die getesteten Angestellten.
Der Geschmack
Darüber lässt sich ja bekanntlich streiten. Sternekoch Nelson Müller soll es herausfinden, erwartet sich einiges. Zuerst aber finden die Lebensmittelchemiker heraus, dass die Tiefkühl-Paella der Edeka-Eigenmarke „Gut und Günstig“ mehr Fisch und weniger Fett enthält, als die hochwertigere Frosta-Paella. Nur nach Paella schmecken beide nicht, findet der spanische Restaurantbesitzer.
Aber zurück zu Nelson Müller. Oliven, Salami und Schinken legt er auf Löffel, füllt Tortellini mit Ricotta und kippt Tomatensauce darüber und die Testesser besudeln das Fernsehstudio. Hilft alles nichts, schmeckt alles gleich gut. Beim Nachtisch dann können Mango-Vanilleeis und Creme Brulée aus Edeka-Zutaten mehr überzeugen und sichert der „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler“ knapp den Gesamtsieg. Eine Momentaufnahme, wie der Film zugibt. Unter Eindruck einiger Passagen des Films möchten Menüs aus beiden Märkten nicht so recht schmecken.