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Trend geht zu Fertiggetränken

Trend geht zu Fertiggetränken

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Foto: Ulrich von Born / WAZ

Essen. Ob heiß oder kalt – der Kaffee in der Hand gehört längst zum Straßenbild und zum Lebensgefühl. Monatlich setzt der deutsche Handel dem Marktinformationsdienst Nielsen zufolge etwa 7,5 Millionen Euro mit koffeinhaltigen Getränken zum Mitnehmen um – Tendenz steigend.

Der Markt ist klar aufgeteilt. Knapp die Hälfte der kalten Fertig-Kaffees vertreiben die Einzelhandels-Konzerne unter ihren eigenen Marken. Mit einem Anteil von 20 bis 25 Prozent folgt auf Platz zwei der Schweizer Hersteller Emmi, dessen Deutschlandzentrale in Essen sitzt. Pro Jahr, so Geschäftsführer Thomas Schiemann, verkaufe Emmi in der Bundesrepublik rund 30 Millionen Becher „Caffé Latte”.

Aus Japan hatte der Milchprodukte-Erzeuger die Idee für Fertigkaffee 2004 nach Europa gebracht. „Wir haben die Becher einfach ins Regal gestellt und der Verkauf hat auf Anhieb funktioniert”, sagt Schiemann. „Wir haben damals den Nerv der Zeit getroffen.” Hersteller wie Nestle´, Müller oder Bauer zogen nach.

„Kaffee muss heute mild sein“

Schiemann erklärt den Erfolg der Emmi-Produkte trotz Discounter-Konkurrenz auch mit dem Trend, dass Kunden beim Kauf von „bequemem Essen” (Convenience-Food) nicht in erster Linie auf den Preis schauten. „Das kaufen jüngere Leute, Singles und Städter, die ständig unterwegs sind.”

Den Trend zu Fertiggetränken sieht auch der Deutsche Kaffeeverband. „Das Segment ,Ready to drink‘ ist wachsend, aber immer noch eine Nische”, sagt Geschäftsführer Holger Preibisch. Er führt die Entwicklung hin zu Kaffee-Milch-Mixgetränken auf veränderte Geschmackswünsche der Verbraucher zurück. Preibisch: „Kaffee muss heute mild sein.”

Die Krise spürt die Branche nach eigenen Angaben nicht. Voriges Jahr tranken die Bürger im Schnitt 148 Liter Kaffee pro Kopf. „Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen”, sagt der Manager. Zum Vergleich: Nach Herstellerangaben flossen 138 Liter Mineralwasser und knapp 110 Liter Bier durch die Kehlen.

Espresso boomt

Mit 80 Prozent dampft der normale Filterkaffee noch immer am häufigsten in den Tassen. Er bekommt aber immer mehr Konkurrenz von Spezialitäten und Fertigprodukten – die kalten Becher sind nur eine Variante. Verbraucher setzten verstärkt auf Bequemlichkeit und Lifestyle, heißt es beim Kaffeeverband.

Jährliche Zuwachsraten um 20 Prozent verzeichnet der Kleinste: der Espresso. Pur oder in angesagten Kreationen wie Latte Macchiato oder Cappuccino verfünffachte der schwarze Muntermacher seinen Absatz seit 2000. Die Sorten gibt es längst nicht mehr nur in der Gastronomie, sondern als Beutel, Pad oder Kapsel für daheim.

Im Vergleich zu 2007 wuchs der Markt für Einzelportionen um 24 Prozent. Der Kaffeeverband: „Der Trend der einfachen Zubereitung ist weiterhin ungebrochen.”