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Sattes Grün, satte Umsätze

Sattes Grün, satte Umsätze

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Wenn das Gras anfängt zu wachsen, haben sie Saison. Händler und Hersteller für Rasenmäher. 1,2 Millionen Geräte wurden im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft.

Essen/Hagen. 

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, sagt ein Sprichwort aus Sambia. Aber irgendwann ist es einfach zu lang. Dann muss es ab. Genau der richtige Zeitpunkt, den Rasenmäher aus dem Gartenhäuschen zu holen. Doch nicht jedes Gerät will wieder anspringen. Die Branche freut’s. Für Händler und Hersteller ist jetzt Saison. Die Lager sind prall ge­füllt – mit Rasenrobotern, elektrischen und Benzin-Mähern – und solchen mit Akku.

Er sieht aus wie ein Ufo – mit breiten Stollenrädern. Und ei­ner dicken Gummischürze ge­gen allzu spitze Kanten. Ge­mächlich zuckelt er über das satte Grün. Und Herrchen darf entspannt zusehen, während „iMow“ ratternd seine Runden dreht. Rasenroboter sind mittlerweile technisch ausgereift. „Vor zehn Jahren hätte ich Ihnen davon abgeraten“, sagt Philipp Jung, Inhaber von Motorgeräte Jung in Hagen. „Dank neuartiger Akkus kann man die Geräte jetzt aber empfehlen“, sagt der Rasenmähermann. Allerdings nur für kleine bis mittlere Flächen – und für Leute mit einer dicken Brieftasche. Denn iMow kostet rund 1500 Euro, ein teurer Spaß. Das geht auch deutlich billiger.

Die meisten Geräte gehen im Baumarkt weg

„Ab 150 bis 200 Euro be­kommen sie ordentliche Geräte, die den Ansprüchen der meisten Gartenbesitzer genügen“, sagt Manfred Eckermeier vom Rasenmäher-Hersteller Wolf-Garten. Am liebsten kaufen die Deutschen den Elektromäher mit 37 Zentimeter Schnittbreite. Beim Benziner darf es ruhig ein bisschen breiter sein. Einmal 53 Zentimeter bitte. Der Antrieb der Grasfresser spaltet das Land. Die eine Hälfte der verkauften Mä­her muss an die Steckdose, die andere schluckt Benzin. Neu ist eine ganze Ge­räte­klasse mit Wechselakku. Das Kraftpaket passt in den Mäher, die Heckenschere, die Kettensäge und den Laubbläser. Allerdings binde man sich dann natürlich an einen Hersteller, sagt Philipp Jung.

Die Marktforscher von der GfK wissen, wo die meisten Mäher über die La­dentheke gehen: im Baumarkt. 54 Prozent wechseln bei Obi, Bauhaus und Co. den Besitzer. Das Argument der Fachhändler, dort bekomme man nur Schrott, will Manfred Eckermeier nicht gelten lassen. „Auch der Baumarkt hat vernünftige Geräte.“ Den meisten Umsatz mit Rasenmähern, immerhin 64 Prozent des Gesamtmarktes, machen al­lerdings die sogenannten Mo­toristen, Fachhändler wie Philipp Jung, die sich auf den Verkauf motorgetriebener Gartenhelfer spezialisiert ha­ben. Und die Deutschen lassen sich das etwas kosten. 500 bis 800 Euro kostet der Durchschnittsmäher im Fachhandel. 1,2 Millionen Rasenmäher, so schätzt der Industrieverband Garten, wurden im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft. 470 Millionen Euro setzte die Branche um.

Die große Mäher-Inspektion kostet 120 Euro

Auch bei EDE in Wuppertal sind die Lager gefüllt. 2010 war ein Rasenmäher-Rekordjahr. 41 000 Geräte verkaufte die Einkaufsgemeinschaft des deutschen Eisenhandels – an Fachhändler, Baumärkte und Gartencenter. „2011 werden es 45 000 sein“, schätzt Wolfgang Pott von EDE.

Von solchen Verkaufszahlen kann Philipp Jung nur träumen. Bis zu 250 Rasenmäher setzt er im Jahr ab. Ist der Sommer trocken, sind es weniger. „Weil das Gras weniger wächst.“ Klingt logisch. Jung setzt auf Service. Die große Mäher-Inspektion kostet 120 Euro, Ölwechsel inklusive. „Das lohnt sich“, sagt Jung. Wer sein Markengerät pflege, habe locker zehn bis 20 Jahre etwas davon. Davon profitiert auch er. 2500 Wartungen und Reparaturen, schätzt Jung, er­ledigen seine Mitarbeiter in der großen Werkstatt hinterm Laden. Vom Elektrorasenmäher über Kehrmaschinen bis hin zu den Aufsitzmähern.

Rasenmäher-Trecker gibt’s bei ihm auch gebraucht. „Ab 800 Euro bekommen Sie was Ordentliches“, sagt Jung. Neu geht da nichts unter 2000. Ein richtig schönes Männerspielzeug, der Rolls-Royce unter den Rasenmähern. Und der Neid des Nachbarn, der sei einem damit sowieso sicher.