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Oktoberfest-Bierbrauer aus dem Revier mag privat am liebsten Pils

Oktoberfest-Bierbrauer aus dem Revier mag am liebsten Pils

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Foto: SZ Photo
Tarek Said (32) verschlug es von Essen nach München. Für den Paulaner-Konzern entwickelt er Spezialbiere und bildet angehende Brauer in Russland aus.

Essen. 

München hat sich für das Oktoberfest gerüstet. Den Sommer hat Braumeister Tarek Said genutzt, um die Keller des Hacker Pschorr Bräuhauses mit ausreichend Bierfässern zu füllen. Denn der Mann aus dem Ruhrgebiet weiß, dass an den 16 Tagen der „Wiesn“ 20 bis 30 Prozent des Jahresabsatzes seiner Hausbrauerei durch die Kehlen fließen wird. Nebenbei bildet der 32-jährige Brauer für den russischen Markt aus und kümmert sich um das Qualitätsmanagement der Gasthausbrauereien im Paulaner-Konzern. Deutsches Bier ist weltweit gefragt.

TerrorgefahrIn Duisburg geboren, in Mülheim aufgewachsen und in Essen zur Schule gegangen, fühlt sich Tarek Said als waschechter Ruhrgebietler. Sein Vater stammt aus Alessandria. Es waren die Ägypter, die vor exakt 5000 Jahren das erste Bier brauten. „Das Brauertum gehört zur Kultur, nicht nur in Dortmund“, sagt Said. Durch seine Ausbildung zum Hotelier verschlug es ihn 2005 nach München. Als „Quereinsteiger“ gelangte Said schließlich zum Brauereifach. „Hier in Bayern wird man ja überall damit konfrontiert“, erzählt er. Der Mann aus dem Revier besuchte die Braumeisterschule und heuerte schließlich bei der Brauerei Paulaner an.

„Brauertum gehört zur Kultur“

Die hat ihm inzwischen zwei Hausbrauereien anvertraut: das Isartaler Brauhaus in Pullach und das Hacker Pschorr Bräuhaus in München – direkt gegenüber der Theresienwiese. Die Mega-Gaststätte verfügt über 1200 Plätze im Schankraum und noch einmal 2000 im Biergarten. „Der Trend geht zum handwerklich hergestellten Bier“, erklärt Tarek. Hausbrauereien brummen deshalb nicht nur in Bayern. Hacker Pschorr ist damit auch in China und Russland auf Expansionskurs. Viele Wochen des Jahres verbringen der Essener und sein Kollege Rafael Czapla, der übrigens aus Dortmund stammt, deshalb in Russland, um die Brauer dort mit Technik, Rezepten und dem deutschen Reinheitsgebot vertraut zu machen.

Auf einer kleinen Versuchsanlage in München „erfindet“ Tarek die monatlich wechselnden Spezialitäten, mit denen er dem deutschlandweit zurückgehenden Bierabsatz begegnen will. „Der Trend geht zum alkoholfreien Weizen und zu Mischgetränken“, sagt der Braumeister. Im Kommen seien auch handwerklich hergestellte Biere mit ausgeprägtem Hopfenaroma. „Auch Holzfasslagerung in alten Whiskey-, Portwein- und Sherryfässern liefert völlig neue und interessante Geschmacksprofile.“

Privat ein „vernünftiges Pils“

Im Sommer hatte Tarek deshalb ein Helles mit Zitrusgeschmack im Ausschank. Zu den „Wiesn“ läuft natürlich hektoliterweise Festbier durch die Zapfhähne: naturtrüb, mit wenig Kohlensäure und mit 5,8 Volumen-Prozent Alkohol stärker als übliche Biere. „Das kann man dann auch in größeren Mengen trinken“, sagt der 32-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Seine privaten Vorlieben hat der Essener noch nicht den Gepflogenheiten Bayerns angepasst. „Zu Hause trinke ich am liebsten ein vernünftiges Pils. Das gibt es in München aber nicht so häufig“, verrät der Bierexperte. Wenn er nach dem Oktoberfest mal wieder seine Eltern besuchen wird, „nehme ich wieder ein paar Kästen Stauder mit zurück“.