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Führungswechsel bei Tui- Tourismus-Riese bleibt in Duisburger Hand

Tourismus-Riese Tui bleibt in weiter Duisburger Hand

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Tui Hauptversammlung Foto: dpa
Führungswechsel bei Deutschlands größtem Tourismuskonzern Tui: Friedrich Joussen löst Michael Frenzel an der Vorstandsspitze ab. Beide Top-Manager stammen aus Duisburg. Joussen kündigte bei der Hauptversammlung in Hannover einen Konzernumbau an.

Duisburg. 

Europas größter Reisekonzern Tui bleibt fest in Duisburger Hand: Auf der Hauptversammlung trat gestern der Duisburger Michael Frenzel (65) nach fast zwei Jahrzehnten als Vorstandschef ab. Sein Nachfolger ist der Duisburger Friedrich Joussen (49).

Mit Frenzel geht einer der dienstältesten deutschen Top-Manager eines börsennotierten Konzerns von Bord. Auch wenn die Tui-Aktie seit seinem Amtsantritt 1994 fast drei Viertel ihres Werts einbüßen musste, hat Frenzel Unternehmensgeschichte geschrieben. Er baute den früheren Mischkonzern Preussag, der sich in der Stahl- und Bergbau-Branche tummelte, zum europäischen Marktführer für Reisedienstleistungen um.

Frenzel war Kommunalpolitiker in Duisburg

Als Sohn eines Schuhmachermeisters, der in der DDR unter Materialknappheit litt und deshalb dem Sozialismus den Rücken kehrte, kam Frenzel mit seiner Familie 1955 bei Verwandten in Duisburg unter. Nach Volksschule, Aufbaugymnasium und Abitur studierte er Jura und entdeckte parallel seine Leidenschaft für die Kommunalpolitik, die seine Karriere als Unternehmenslenker beflügeln sollte.

Frenzel wurde Vorsitzender des Duisburger Planungsausschusses und avancierte zum Vize-Chef der SPD-Ratsfraktion. In dieser Zeit lernte der Jung-Politiker den „Paten“ kennen: Friedel Neuber, mächtiger Chef der Westdeutschen Landesbank (WestLB). Neuber, ebenfalls Duisburger, machte Frenzel zu seinem Büroleiter und stellte damit die Weichen für den rasanten Aufstieg seines Ziehsohns.

Umbau der Preussag zum Touristik-Unternehmen

Ende der 80-er Jahre kam Frenzel zunächst als Vorstand, später als Chef zur Preussag AG, an der die WestLB zu 34 Prozent beteiligt war. Der Duisburger verkaufte 1997 den Stahlkocher Salzgitter und griff nach der Container-Reederei Hapag-Lloyd, einschließlich einer 30-Prozent-Beteiligung an der Touristik Union. Frenzel stieß konsequent Preussag-Unternehmensbereiche ab und übernahm Touristikanbieter wie die Tui Deutschland und Thomson Travel. Im Herbst 2000 fiel die Entscheidung, die Preussag ganz auf den Tourismus auszurichten. Seit Juni 2002 heißt der Konzern Tui AG.

Von seinem Mentor Neuber hatte Frenzel das Knüpfen von Netzwerken gelernt. So saß er in den Aufsichtsräten von Volkswagen und der Deutschen Bahn. Die gute Verdrahtung brachte dem umstrittenen Top-Manager am Ende nicht nur Fortune. Ingo Speich, Portfolio-Manager bei Union Investment, ließ gestern bei der Tui-Hauptversammlung in Hannover kaum ein gutes Haar an ihm: „Die Ära Frenzel ist eine Regentschaft des Niedergangs“, sagte Speich. Andere Kritiker warfen ihm vor, zu oft die Strategie gewechselt zu haben.

Viele Baustellen für Friedrich Joussen

In der Tat hinterlässt Frenzel dem früheren Vodafone-Manager Friedrich Joussen eine ganze Reihe von Baustellen. „Wir werden vor der eigenen Haustür kehren“, krempelte der neue Tui-Chef gleich an seinem ersten Arbeitstag, an dem er rote Quartalszahlen vorlegen musste, symbolisch die Ärmel hoch.

Auch wenn sich der Zwei-Meter-Mann zu seiner Porsche-Vorliebe bekennt, ist er ein waschechtes Kind des Reviers: in Duisburg geboren, der Vater Justiziar bei Thyssen, sein Hobby der Fußball. Joussen hat den Ruhrgebiets-Slang nie abgelegt. Wie sein Vorgänger Frenzel verfügt der studierte Elektrotechniker über Netzwerke. Ulrich Grillo, Industriepräsident und Duisburger Unternehmer, lobt in der „FAZ“ die Bodenständigkeit seines Freundes: „Der Fritz ist geerdet. Der hat immer Zeit, mit seinen alten Duisburger Kumpels eine Runde Golf zu spielen.“