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Duisburger Unternehmer vermitteln Mechaniker für Autokauf

Duisburger Unternehmer vermitteln Mechaniker für Autokauf

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Onkel Wolle Foto: Daniel Tomczak / FUNKE Foto Services
Duisburger Start-up „Onkel Wolle“ vermittelt Kfz-Mechaniker als Begleitung beim Gebrauchtwagenkauf. Namensgeber war ein Fachmann aus der Familie.

Duisburg. 

Gesucht haben Katja und Markus Lambricht vor zwei Jahren einen neuen Wagen. Gefunden haben sie einen gebrauchten Ford Focus. Aber nicht nur: Die Idee für ein Start-up-Unternehmen gab es gratis dazu. Ein Jahr später im September 2015 gründete das junge Ehepaar zusammen mit Freundin Gianna Guardabasso „Onkel Wolle“.

Die Idee ist simpel: Das Duisburger Unternehmer-Trio vermittelt Kfz-Mechaniker als Begleitung beim Gebrauchtwagenkauf für ebenso ahnungslose Käufer wie es die Lambrichts waren. Die Pilotphase lief in Köln. Seit April suchen die Gründer Partner-Werkstätten im Ruhrgebiet. Ab September wollen sie das Dienstleistungssystem bundesweit ausrollen.

Entscheidung fiel beim Glas Wein

Der namensgebende Onkel Wolle ist pensionierter Schrauber und begleitete seine 29-jährige Nichte Katja Lambricht zum Focus-Kauf, um den Wagen zu begutachten. „Wir haben uns gefragt, wie das Leute machen, die keinen Fachmann kennen“, sagt Katja Lambricht. Die Idee der Mechaniker-Vermittlung war geboren. 119 Euro kostet die Begleitung. Dafür gibt es für den Kunden ein sicheres Gefühl beim Kauf und einen 20-Euro-Gutschein für die Kfz-Werkstatt. Laut den Gründern häufig auch einen gedrückten Preis. Der Autofachmann bekommt einen Teil des Geldes und vor allem die Chance auf einen zukünftigen Kunden. Die Jungunternehmer verdienen an der Vermittlungsgebühr.

Die drei Gründer sitzen in ihrem Büro im Duisburger Technologiezentrum Tectrum. Als die langjährigen Freunde, die gemeinsam Betriebswirtschaftslehre in Duisburg studierten, sich für die Gründung entschieden, saßen sie ebenso beisammen. Damals beim Glas Wein, erzählen sie. „Onkel Wolle“ sei eine Idee von vielen gewesen. Sich selbstständig zu machen, hatten sie schon länger im Sinn.

Der nächste Schritt: „Wir wollten wissen, was ein Kfz-Mechaniker von unserer Idee hält“, erklärt die 30-jährige Gianna Guardabasso. Glaubt er an einen Markt? Wie könnte eine Begleitung aussehen? Was muss auf einer einheitlichen Checkliste stehen? „Er fand die Idee gut“, sagt Guardabasso. „Bis heute steht er uns als Berater zur Seite.“ Auch bei der Einschätzung möglicher neuer Kfz-Partner.

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Einer ist Mike Hinnüber aus Duisburg-Neudorf. „Uns gefiel die Idee, da wir das schon ähnlich für unsere Kunden machen“, sagt Hinnüber. Ihm gehe es nicht um die unmittelbare Bezahlung, sondern darum, neue Kunden zu gewinnen. So hatten es sich die Gründer damals beim Glas Wein gedacht.

Jedoch: „Die ersten Anrufe bei Kfz-Mechanikern waren aufregend“, erzählt Katja Lambricht. Würden sie das Angebot als Win-Win-Situation ansehen und Interesse an einer Zusammenarbeit haben? Während der Pilotphase in Köln sprangen 15 Werkstätten an. Hinzu kam eine Kooperation mit dem Werkstattverbund „Motoo“, dem 180 Kfz-Betriebe in NRW angehören. „Ein Mechaniker-Netzwerk aufzubauen, war einfacher als gedacht“, sagt Katja Lambricht. Dafür laufe es bei den Buchungen etwas schleppender als erwartet.

Immer auf dem Boden bleiben

„Wir brauchen jetzt Investoren. Bislang haben wir alles selber finanziert. Jetzt müssen wir vor allem ins Marketing investieren“, erklärt Gianna Guardabasso. „Bei Dienstleistungen ist der Bekanntheitsgrad am wichtigsten.“ Bislang sind die Unternehmer dem Rat der „Business Angels“ gefolgt, die Start-ups fördern. „Macht erstmal das, was ihr könnt, wo ihr seid, mit dem, was ihr habt“, zitiert Guardabasso. „Ein Rat, den wir anderen Gründern nur weitergeben können.“ – Die Bodenhaftung nicht verlieren.

Für die ist Markus Lambricht verantwortlich. Der 30-Jährige hält sich etwas zurück, überlässt weitestgehend den Damen das Reden. Auf seine Rolle angesprochen, schmunzelt er. „Wir haben eine gute Mischung. Katja ist immer optimistisch und Gianna treibt uns an. Ich kümmere mich um die Details und hole die beiden auch mal auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn es sein muss.“

Und der Focus? Der läuft immer noch. Der Tacho hat die 200 000-Kilometer-Marke geknackt – Onkel Wolle sei Dank.