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August Oetker wurde vom Apotheker zum Puddingkönig

August Oetker wurde vom Apotheker zum Puddingkönig

Dr. August Oetker, Gründer des gleichnamigen Nahrungsmittelkonzerns, würde am 6. Januar 2012 seinen 150. Geburtstag feiern. Vom Apotheker arbeitete er sich zum „Puddingkönig“ hoch. Schon früh hatte er ein Ziel: ein ganz besonderes Produkt schaffen.

Essen. 

Er ging als „Puddingkönig“ in die Wirtschaftsgeschichte ein. Dabei ist es das Backpulver „Backin“, das Dr. August Oetker unsterblich machte. Heute vor 150 Jahren erblickte der Gründer des Nahrungsmittelkonzerns das Licht der Welt.

August Oetker war schon mit Brot und Kuchen aufgewachsen. Am 6. Januar 1862 in Obernkirchen bei Minden geboren, wuchs er in einer Bäckerfamilie auf, ein Onkel führte eine Marzipanfabrik, ein anderer eine Seidenweberei. August Oetker schlug eine ganz andere Richtung ein. Nach dem Abitur und einer Apotheker-Lehre entschied sich der junge Mann, noch ein Pharmazie-Studium und die Promotion dranzuhängen.

Frisch verheiratet mit Caroline Jacobi und dem Doktortitel im Gepäck ging Oetker 1889 nach Berlin und beteiligte sich dort an einer Apotheke. Doch der ehrgeizige Jungunternehmer erkannte schnell, dass er seine selbst gesteckten Ziele nicht verwirklichen konnte: Selbstständigkeit und die Schaffung eines „ganz besonderen Produkts“.

August Oetker nannte sein Labor „meine Geheimbutze“

Diese Ziele sollten in Bielefeld in Erfüllung gehen. Oetker übernahm zum 1. Januar 1891 die Ahoff’sche Apotheke. Dieses Datum gilt als Gründungstag für das spätere Oetker-Imperium.

Doch der junge Apotheker verkaufte nicht nur Pillen. Nächtelang experimentierte er in seinem vier Quadratmeter großen Labor („meine Geheimbutze“), entwickelte medizinische Weine und eine Fußcreme. Der erhoffte Erfolg stellte sich aber nicht ein. Bis er sich schließlich 1893 dem Backpulver zuwandte, das der Chemiker Justus Liebig bereits als Ersatz für verderbliche Hefe entwickelt hatte.

Kochbuch mit Rezepten von Dr. Oetker

Das Treibmittel hatte seinerzeit allerdings einen entscheidenden Nachteil: Es konnte nicht lange gelagert werden und hatte zudem einen lästigen Beigeschmack. Mit Apothekerwaage, Mörser und verschiedenen Pülverchen unternahm Oetker unzählige Versuche, bis er das richtige Mischungsverhältnis fand. Es sollte garantieren, dass jeder Kuchen gelingt. Der Tütchen-Inhalt war exakt auf ein Pfund Mehl abgestimmt.

Insofern war „Dr. Oetkers Backin“ ein sensationeller Durchbruch. Zumal der Unternehmer geschickt zu einem Marketing-Instrument griff: Er verband die Qualität des Backpulvers mit seinem Namen. Werbung, Rezeptideen und Kochbücher kamen hinzu. Oetkers Strategie ging auf. 1899 ließ er bereits zwei Millionen Tütchen „Backin“ herstellen – per Hand.

August Oetker ist 56 Jahren gestorben

Die Expansion folgte schnell: Im Mai 1900 zog das Unternehmen in die Bielefelder Lutterstraße, wo noch heute die Konzern-Zentrale steht. Oetker erfand neue Produkte: Vanillin-Zucker, Speisestärke und natürlich das legendäre Puddingpulver.

Im Ersten Weltkrieg belieferte die Bielefelder Fabrik auch das Heer. Der Krieg sollte auch traurige Wende im Leben des erfolgreichen Unternehmers August Oetker werden. 1916 fiel sein Sohn Rudolf an der Front in Verdun. Oetker kam über dessen Tod nicht hinweg. Zumal er Rudolf auserkoren hatte, irgendwann seine Nachfolge als Unternehmenschef anzutreten. Zwei Jahre später starb der Patriarch im Alter von nur 56 Jahren mit gebrochenem Herzen.

Reederei in Hamburg

August Oetker war aber nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer. Mit großzügigen Zuwendungen unterstützte er die Arbeit des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie und für ein biochemisches Institut. Sein Engagement für die Wissenschaft brachte Oetker 1912 den Titel Kommerzienrat ein.

Nach dem Tod des Firmengründers August Oetker blieb der Konzern in Familienhand. Heute gehört Urenkel Richard Oetker zur „Gruppenleitung“. Die Bielefelder sind längst kein reiner Nahrungsmittelhersteller mehr. Fast die Hälfte des Umsatzes von 9,5 Milliarden Euro (2010) steuert die Reederei-Tochter Hamburg Süd bei. Mit 25 Prozent nehmen Nahrungsmittel den zweiten Platz ein. Zu Oetker gehören auch die Brauerei-Gruppe Radeberger, Henkell Spirituosen, das Bankhaus Lampe und Luxushotels.