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Neuanfang in Übersee

Neuanfang in Übersee

Berlin. 

Vancouver mit seinen Parks und Hochhausschluchten, dazu eine herzerweichende Geschichte um einen sterbenden Mann fernab der Heimat – Das alles klingt nach einem typischen Freitags-Fernsehfilm aus dem 80er-Jahre-Programm der ARD: Wäre da nicht der überzeugende Hauptdarsteller, in diesem Fall Michael Gwisdek. Er rettet den ersten Teil der neuen Aussteiger-Reihe „Unser Traum von Kanada“.

Gute Schauspieler in einer rührseligen Geschichte

Im ersten Teil mit dem Titel „Alles auf Anfang“ spielt Gwisdek einen verwitweten deutschen Einwanderer Richard, der früher als Bauingenieur durch die Welt gereist ist, und nun die Lodge seiner Frau in der kanadischen Vancouver Bay weiterführt. Raubeinig hat er für jeden seiner Gäste ein böses Wort übrig. Der alte Mann ist nicht nur schlecht gelaunt, sondern auch unheilbar krank. Die Ärzte geben ihm nicht mehr viel Zeit, um seinen Nachlass zu regeln. Das wiederum betrifft vor allem seine 22-jährige Enkelin Karen (Sonja Gerhardt). Sie bekommt immer wieder Ärger mit dem örtlichen Gesetzeshüter, der zum Glück ein guter Freund von Richard ist.

Michael Gwisdek verleiht der Geschichte einen ruppigen Charme, der manche Schwäche im Drehbuch ausgleicht. Das ist für den 73 Jahre alten Schauspieler eine leichtere Übung, entspricht diese Rolle „harte Schale“ doch dem Typ Mensch, den er schon öfter verkörpert hat – zuletzt in dem Film „Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel“.

Eine zweite Erzählebene handelt von der gleichfalls deutschstämmigen ehrgeizigen Köchin Iris (Katja Weitzenböck), die in Vancouver ein erfolgreiches Restaurant betreibt. Ausgerechnet ihr eigener Mann macht jedoch alle Träume zunichte: Weil er seit Monaten keine Rechnungen bezahlt hat, ist Iris plötzlich komplett pleite. Und dann stellt sich raus, dass er nicht bloß eine andere Frau gefunden hat, sondern mit dieser Frau auch noch Vater wird.

Richard nimmt sich aller Probleme an, findet für Iris gar einen neuen Mann: Pilot Adrian (Robert Seeliger). Jetzt muss er nur noch entscheiden, wem er seinen Besitz vermachen will.

Während Katja Weitzenböck die ratlose Köchin mitunter etwas übertrieben spielt, machen die Szenen mit Michael Gwisdek und Sonja Gerhardt viel Freude; sein knochentrockener Witz und ihr Temperament sind die richtige Mischung. Der dank seiner vorübergehenden Ehe mit Natalia Wörner im deutschen Fernsehen immer wieder mal präsente Kanadier Robert Seeliger musste sich zwar synchronisieren lassen, aber das fällt nicht weiter auf.

Fans der kanadischen Band „Stampede Queen“ werden sich allerdings wundern, wie diese Rockband in den Film geraten ist: Karen überredet die Gruppe, bei Richards letzter Geburtstagsfeier in der Lodge aufzutreten. Das ist einer der traurigen Momente, in dem auch Tränen fließen dürfen. Wie es ohne ihn weitergeht, zeigt sich schon eine Woche später im zweiten Teil: „Sowas wie Familie“.

Fazit: Der Pilotfilm „Alles auf Anfang“ ist dank Gwisdeks komödiantischer Anteile ein durchaus gelungener erster Teil.

ARD, 20.15 Uhr