Witten. Doch, man erinnert sich wieder an den Wittener Georg Goyert, der als erster Literat den monumentalen Dublin-Roman „Ulysses“ ins Deutsche übersetzte, der jahrelang mit James Joyce korrespondierte – und der mit seiner Pioniertat sogar der ersten französischen Übersetzung des (immerhin in Paris lebenden) irischen Erzspötters zuvorkam.
„Köstlich“, so kommentiert Martina Kliner-Fruck, die Leiterin des Stadtarchivs, den ironischen Vorschlag einer Gedenktafel am Bahnhof: „Hier wartete der Wittener Georg Goyert lange vergeblich auf den Autor James Joyce.“ Immerhin begegneten sich ja der Großschriftsteller und sein Übersetzer – allerdings 1926 im belgischen Ostende.
Weniger ironisch fragt der Wittener Wolf-Dieter Lepiorz: „Wie oft müssen noch Beiträge über Georg Goyert erscheinen, um ihn endlich öffentlich zu würdigen durch eine Namensgebung einer Straße oder Schule?“ Gefragt sei die Kulturpolitik. Lepiorz weiter: Goyert, der bis zum Herbst 1938 in Witten unterrichtete, „ist historisch unbelastet und ein Meilenstein der Literaturgeschichte: Seine Bedeutung und sein Ruhm wurde seit 1945 im Rahmen demokratischer Verhältnisse bekannt.“ Ergänzen ließe sich: Erst mit Hans Wollschlägers „Ulysses“-Übersetzung von 1975 galt das dreibändige, 400 000 Wörter zählende Werk Goyerts als „veraltet“.
Auch der ehemalige Wittener Ulrich Kosfeld meldete sich erneut in Sachen Goyert – und auf die Frage im WAZ-Kommentar: Warum nicht den „Ulysses“-Übersetzer ehren, so wie die Dubliner den Ur-Roman der Moderne ehren? Ja, einen „Bloomsday“ am 16. Juni habe es schon gegeben – im nahen Bochum. Passende Schauplätze für die 16-Stunden-Lesung in Kostümen von 1904 sollten sich auch in Witten finden lassen: von Festungsturm und Friedhof über irische Pubs bis zur Wöchnerinnen-Station.