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Polizei wertet nach Brandanschlag Videobilder aus Wittener Moschee intensiv aus

Polizei wertet Videobilder aus Wittener Moschee intensiv aus

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Foto: Funke Foto Services
Nach dem Brandanschlag auf die Moschee in der Wideystraße in Witten erhofft sich die Polizei vor allem von der Auswertung der Videobilder weitere Erkenntnisse.

Witten. 

Nach dem Brandanschlag auf die Sultan Ahmet Moschee in der Wideystraße läuft weiterhin die Suche nach dem Täter. Er hatte in der Nacht zum Dienstag Benzin aus einem Kanister im Gebetsraum verschüttet und angezündet. Das Feuer erlosch von selbst, da in dem Raum, wie sich nun herausstellte, Brandschutzteppiche ausgelegt sind.

Zwei Tage nach der Tat wird deutlich, wie stark die Auswirkungen des nur wenige Minuten dauernden Feuers sind. Der schwarze Ruß klebt nicht nur im Gebetsraum an Wänden, Decke, Lampen, Fenstern. Er zog auch in weitere Räume, wie in die Teeküche oder den Frauengebetsraum. Gestern Morgen begannen eifrige Gemeindemitglieder damit, die Räume zu putzen. Doch wirklich sauber werden sie nicht. Über ausgelegte Läufer bewegt man sich nun durch das große Gebäude.

„Das kann man alles nicht mehr benutzen“

Die einst strahlend weißen Wände und Säulen, auch die Decke müssen erneuert werden. Vorbeter Siddik Yilmaz zeigt seine geschwärzte Gebetskleidung und einen dicken, mit schwarzem Ruß überzogenen Koran. „Das kann man alles nicht mehr benutzen.“

Aber wie viel Glück im Unglück man doch hatte! Das Feuer war so heiß, dass selbst die Zeiger der Wanduhr verbogen wurden. Die Stellen, auf dem Teppich, die der Täter mit Benzin begossen hatte, brannten jedoch nur oberflächlich. Hodscha Yilmaz und weitere zehn Personen, darunter vier Kinder, wohnen über den Gebetsräumen. „Ich war zu der Zeit sogar noch wach. Aber ich habe niemanden gehört und keinen Brandgeruch bemerkt“, sagt der Religionsgelehrte.

Rauch stand „bis zur Brust“

Dass alle Fenster dicht verschlossen waren und die schweren Türen zu dem Gebetsraum selbstständig schließen, machte es dem Feuer schwer, sich auszubreiten. „Der gute Teppich und Sauerstoffmangel, das hat uns gerettet“, glaubt Mustafa Caltili (70), der am Dienstagmorgen als einer der ersten den Raum betrat. „Bis zur Brust stand mir der Rauch“, sagt er und rührt in seinem Becher mit starkem türkischen Tee. Die Sonne scheint, viele Gemeindemitglieder sitzen beisammen. Hoffnungsvoll bekräftigen sie: „Bis zum Beginn des Ramadans am 18. Juni haben wir es hier wieder schön.“

[kein Linktext vorhanden]„Camimizi Yakmayin“ – „Verbrennt unsere Moschee nicht“ – hat jemand in den Staub an einen Schrank geschrieben. Ob die Tat einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat, ist nach wie vor offen. Da es sich um Brandstiftung in einer Moschee handelt, schließt die Polizei dies nicht aus.

Klingelbeutel geht an die muslimische Gemeinde

Möglich ist weiterhin auch ein Zusammenhang mit dem erneuten Brand in dem nur wenige Gehminuten entfernten „Haus der Jugend“ in der gleichen Nacht, gut eine Stunde zuvor. Schlug womöglich derselbe Täter zu? Wollte er die Feuerwehr vielleicht ablenken? Die Ermittlungskommission der Polizei hat Spuren gesichert, sie befragt Zeugen im Umfeld und wertet vor allem intensiv die offenbar guten Videobilder aus den sechs Überwachungskameras aus. Sie hatten die Tat aufgezeichnet.

Das Entsetzen über den Brandanschlag in der Moschee ist groß. Am Dienstag und am gestrigen Mittwoch schauten viele Besucher bei der türkisch-islamischen Gemeinde vorbei. Darunter 17 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer aus Witten. Sie wollten ihre Solidarität bekunden und beschlossen: Am Sonntag soll die Klingelbeutelkollekte aller evangelischen Gemeinden in Witten an die betroffene muslimische Gemeinde gehen