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Das Café Schmiede liegt am Boden

Das Café Schmiede liegt am Boden

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Foto: WAZ FotoPool

Marl. 

„Wir sind mit den Aufräumarbeiten angefangen und suchen nun einen neuen Pächter.“ Heribert Bösing, Vorsitzender der Solidaritätsgemeinschaft arbeitsloser Bürger, klingt nur mäßig hoffnungsvoll.

Das Café Schmiede, seit vielen Jahren ambitionierter Jugendtreff in der Stadt, liegt danieder. Vor ihm liegt derzeit eine noch ungewisse Zukunft. Hinter ihm dagegen liegt eine Episode mit einem Pächter, bei dem alles anders lief als erwartet. Es sei vereinbart gewesen, so Heribert Bösing, dass das Café Schmiede ein musikalisches Jugend-Kulturprogramm bietet. Damit hatte sich das Fachwerkhaus im Schatten der Paracelsus-Klinik einen Namen gemacht. Ein volles Haus (nach oben hin ohne Altersbeschränkung) und ein starker Umsatz waren die Belohnung.

Es kam anders. Der neue Pächter verzichtete auf ein Kulturprogramm, der Service war mäßig, seit Februar zahlte er keine Pacht mehr. Im April gab er als Erklärung an, ihm seien aus der Kasse 10 000 Euro gestohlen worden, dann kam die Kündigung, gegen die der Pächter sich wehrte. Zum Prozess im Juli kam er nicht, das Versäumnisurteil wurde erst Ende September rechtskräftig.

Einmal hatten Ex-Pächter und die Solidaritätsgemeinschaft (der das Gebäude gehört) noch Kontakt: Er wolle weitermachen und die ausstehende Pacht zahlen. Das Gegenangebot, so Heribert Bösing: Er solle erst zahlen, dann könne man weiter reden. Darauf kam keine Reaktion.

Erst jetzt, beim Wegräumen von Schutt und Müll, sei klar geworden, wie heruntergekommen das Café Schmiede mittlerweile ist. Jetzt reden die Ex-Gäste über „Schützenfestbier“ und darüber, dass man sich das Bier von einem nahen Kiosk mitgebracht habe.

Wie es weitergeht am Lipper Weg? Heribert Bösing ist skeptisch. Der Ruf sei zerstört, es werde nicht leicht, einen seriösen Pächter für einen Neuanfang zu finden. Unter Umständen könnte die Pleite das Ende einer Traditions-Einrichtung bedeuten.