Velbert. Am Schicksal des fünfmonatigen Muhammed, der vom Jugendamt wegen des Verdachts der Misshandlung in Obhut genommen wurde und in einer Pflegefamilie untergebracht worden ist, entzündet sich zurzeit eine Auseinandersetzung, die den Rechtsstaat herausfordert. Wie die WAZ berichtete, fand am Samstag in der Innenstadt und am Klinikum eine Demonstration überwiegend türkischstämmiger Bürgerinnen und Bürger statt.
Emotionale Wirkung begrüßt
Organisiert worden war die Veranstaltung von dem türkischen Verein Umut Yildizi, zu deutsch „Hoffnungsstern“, aus Neuss, und verlangt wurde bei der friedlichen Demo die Rückgabe des Kindes an seine Eltern; die Mutter steht im Verdacht, dem schwerkranken Kind die Misshandlungen zugefügt zu haben. „Aus unserer Sicht war die Demo erfolgreich“, teilte am Montag Gülsüm Yalcinöz auf Anfrage der WAZ mit. Die stellvertretende Vorsitzende von „Hoffnungsstern“ freut sich über die emotionale Wirkung der Veranstaltung, die ihr Verein zuvor mit einer Online-Petition befeuert hatte. „Unsere Forderung ,Wir wollen Muhammed zurück’ sprach ja auch besonders religiös empfindende Menschen an“, so Yalcinöz. Der Adressat der Demo sei das Gericht gewesen, das nach den Ermittlungen zu entscheiden hat, ob Muhammed zurück zu seinen Eltern darf oder in einer Pflegefamilie bleibt (WAZ berichtete): „Die Richter sollen sehen, wie viele Menschen sich für Muhammed und das Recht der Eltern einsetzen, ihr Kind zurück zu bekommen!“. Einen Widerspruch sieht der Vereinsvorstand nicht zwischen der Demo gegen Stadt und Klinikum, wo ein Arzt die typischen Merkmale von Kindesmisshandlung festgestellt hatte, und den Zielsetzungen, die der Verein auf seiner Homepage formuliert: Dort steht, dass Familien, die „zu Unrecht von ihrem Kind getrennt“ worden seien (und davon geht der Verein aus), „rechtliche und pädagogische Hilfe“ angeboten werde. Der Verein verstehe sich als „wichtige Brückenfunktion zwischen Gericht/Behörde und den Familien“, leiste Aufklärungsarbeit. Gülsüm Yalcinöz und der Verein „Hoffnungsstern“ berufen sich auf Erfahrungen seit 2008 mit Inobhutnahmen: „Die Richter verlassen sich blind auf die Empfehlungen und Einschätzungen der Jugendämter, was bedeutet, dass das Kind dauerhaft weg kommt“, behauptet Yalcinöz. „Die Demo sollte sie wach rütteln!“ Der vorliegende Fall sei besonders dringlich: „Das Baby braucht seine Mutter. Wenn es in dieser Lebensphase bei seinen Pflegeltern bleibt, wird es entfremdet.“