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Kneipe ohne Rauch geht nicht

Kneipe ohne Rauch geht nicht

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Foto: WAZ FotoPool

Kreis Wesel. 

Die einen finden es super, andere sind wütend, wieder anderen gehen die Regelungen nicht weit genug. Während Bayern seit 1. August das strengste Nichtraucherschutzgesetz Deutschlands hat, meldete sich jetzt auch NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens zu Wort. Sie will mittels Verordnungen etwa auch Cafés in Bäckereien und Eisdielen einbeziehen.

Seit zwei Jahren gibt es das Gesetz in Nordrhein-Westfalen – nicht ohne Komplikationen und Kritik. Wie hat sich die Regelung in Betrieben eingespielt? Wie kommt das Gesetz bei Wirten, Mitarbeitern und Gästen an? Die NRZ hat sich umgehört.

„Das ist eine Enteignung“

„Unsinn hoch drei“ sei das Nichtraucherschutzgesetz, findet Rainer Kamps, Wirt der gleichnamigen Gaststätte in Hamminkeln. „Es ist eine Enteignung des Wirtes, ihm die Entscheidung über das Rauchen in seiner eigenen Gaststätte zu nehmen.“ Kamps hat das Gesetz dahingehend umgesetzt, dass er zwei getrennte Räume in seiner Kneipe an der Brüner Straße einrichtete. „Und der Nichtraucherraum ist komplett leer“, sagt er. Alles sei wie vorher, die Nichtraucher säßen friedlich gemeinsam mit den Rauchern an der Theke. „Wenn das Gesetz allerdings strenger werden sollte und man gar nicht mehr rauchen darf, dann kann ich zumachen“, befürchtet Kamps. Denn eine Kneipe ohne Zigaretten funktioniere eben nicht.

Negative Erfahrungen hat auch Jörg Bluhm, Wirt der Gaststätte Kornmarkt in Wesel, mit dem seit zwei Jahren geltenden Gesetz gemacht. Selbst Nichtraucher, sei er anfangs froh über die Regelung gewesen, habe dann aber schnell eine Veränderung in seinem Laden bemerkt. „Es war nicht nur so, dass viel weniger Leute gekommen sind und es Umsatzeinbußen gab“, berichtet „Blühmi“. Auch habe eine ganz andere Atmosphäre geherrscht. „Raucher sind hinaus gegangen, und als sie wieder hineinkamen, gab es Stress, weil ihre Plätze besetzt waren.“ Nach einem guten halben Jahr entschloss Jörg Bluhm sich deshalb, einen Raucherclub aus seiner Kneipe zu machen.

Ganz anderes berichten viele Restaurantbetreiber. Dort scheint der Nichtraucherschutz gut zu greifen. Im Weseler Lippeschlößchen etwa gilt bereits seit fünf Jahren striktes Verbot von Zigaretten. „Und das klappt toll“, findet Jutta Langhoff, die Ehefrau des Geschäftsführers. Anfangs sei das Verbot bei einigen nicht auf Gegenliebe gestoßen. Mittlerweile habe es sich aber herumgesprochen und werde von Gästen und auch von Mitarbeitern sehr geschätzt. Nur ab und zu komme es vor, dass heimlich auf der Toilette geraucht werde, das sei aber die Ausnahme.

Stehtisch auf der Terrasse

Auch Albert Heesen, Besitzer des Brüner Hotels und Restaurants „Zum Hasen Hein“ findet den Nichtraucherschutz, so wie er derzeit geregelt ist, gut. Probleme gebe es für ihn höchstens mal im Hotelbetrieb. „Wenn in Nichtraucherzimmern gequalmt wird und man die kalte Asche noch Tage später riecht, das ist schon unangenehm“, sagt Heesen. Im Restaurantbetrieb laufe alles gut, gerade jetzt im Sommer. „Wir haben einen Stehtisch auf der Terrasse, an dem sich Raucher treffen, das ist sogar manchmal sehr gesellig da.“ Gleiches berichtet Johannes Triptrap vom gleichnamigen Schermbecker Restaurant. Dort wurde ein Raucherbereich an der Theke eingerichtet.

Positiv bewertet auch Sandra Ruster, Wirtin des Fasskellers am Kornmarkt in Wesel, das Gesetz. Die Gaststätte, in der Kneipen- und Restaurantbetrieb nebeneinander laufen, hat einen separaten Raum für Raucher. „Das wird gut angenommen und auch von Nichtrauchern für gut befunden“, sagt sie. Gespannt verfolgt sie derzeit die Meldungen über eine mögliche Verschärfung des Gesetzes. „Wenn man demnächst gar nicht mehr rauchen darf in Gaststätten, dann haben wir unseren Extraraum völlig umsonst eingerichtet. Mal sehen, wie es dann wird.“