Warstein. Schon seit langem fordern Tierschutzverbände eine Kastrationspflicht für Katzen, jetzt lenkt die Stadt ein. Die Verwaltung schlägt den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses vor, eine solche Pflicht in die Ordnungsbehördliche Verordnung der Stadt Warstein aufzunehmen. Am kommenden Montag werden die Politiker darüber entscheiden.
Hintergrund
Die Zahl wild lebender Katzen in Warstein ist in den vergangenen Jahren wie in vielen anderen Kommunen stark angestiegen. „Erkennbar findet keine natürliche Regelung bei der Katzenpopulation statt“, erklärt die Verwaltung in der Vorlage für die Ausschusssitzung.
Diese unkontrollierte Vermehrung führe zu zahlreichen Problemen, wie die Stadt weiter erläutert. In den Tierheimen werden etwa immer mehr herrenlose Katzen abgegeben, so dass die Einrichtungen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Die Warsteiner Tierfreunde, die laufend herrenlose Katzen kastrieren lassen, haben sich alleine in diesem Jahr nach Angaben ihrer Vorsitzenden Tanja Schannath schon um rund 300 Tiere gekümmert.
Außerdem verbreiten sich unter den frei lebenden Katzen eine ganze Reihe ansteckender Krankheiten, die bis zur Erblindung und führen können. „Die zahlreiche Nachkommenschaft verendet deshalb teilweise qualvoll“, heißt es in der Vorlage.
Der Tierschutzverein Lippstadt, der das für Warstein zuständige Tierheim betreibt, und auch die Warsteiner Tierfreunde fordern daher seit langem eine Kastrationspflicht.
Vorschlag
Die Stadt möchte daher nun allen Katzenhaltern, die ihren Tieren Zugang ins Freie gewähren, vorschreiben, die Katzen „tierärztlich kastrieren und mittels Tätowierung oder Mikrochip kennzeichnen zu lassen“, wie es im Entwurf für die Ordnungsbehördliche Verfügung formuliert ist. Als Katzenhalter gelte auch, wer freilaufende Katzen regelmäßig füttert. Nur zwei Gruppen sind von der Pflicht ausgenommen: Züchter – auf Antrag und „sofern eine Kontrolle und Versorgung der Nachzucht gewährleistet ist“ – sowie landwirtschaftliche Betriebe.
Reaktionen
Genau dieser Punkt stört Tanja Schannath und die Warsteiner Tierfreunde. „Es sind gerade die Katzen von landwirtschaftlichen Betrieben, die abwandern und Babys machen“, verweist sie im Gespräch mit der WESTFALENPOST auf ihre Erfahrungen, „die wenigsten stammen von Privatleuten.“ Wenn Bauern von der Kastrationspflicht ausgenommen werden, verliere die Regelung ihre Wirksamkeit. „Die Populationen werden nur runtergehen, wenn alle Katzenhalter ihre Tiere kastrieren lassen müssen.“
Ordnungsamtsleiterin Roswitha Wrede hält es hingegen für schwierig, die Pflicht auf landwirtschaftlichen Betrieben durchzusetzen. „Für Landwirte ist das schwierig, weil sie oft keine zahmen Katzen haben“, erklärt sie auf WP-Anfrage.
Ohnehin sei die Frage, wie die Pflicht konkret überprüft werden könne, noch nicht eindeutig geklärt. „Die Verordnung soll eher ein Signal an die Katzenhalter sein“, sagt Wrede.