Warstein soll eine Kastrationspflicht für Katzen einführen, um die Verbreitung von Krankheiten zu stoppen. Das Ordnungsamt setzt auf anderes.
Warstein.
Das Leid der Tiere verringern und zugleich unnötige Ausgaben senken – gleich zwei Gründe sprechen aus Sicht der Warsteiner Tierfreunde dafür, künftig auch in Warstein eine Kastrationspflicht für Katzen einzuführen. „Es gibt einfach viel zu viele herrenlose Katzen, die sich unkontrolliert weiter vermehren und Krankheiten verbreiten“, sagt Vorsitzende Tanja Schannath im Gespräch mit der WESTFALENPOST.
Für wild lebende Katzen, denen kein Besitzer zuzuordnen ist, veranlasst derzeit ihr Verein Kastrationen. Allein Tierarztkosten in Höhe von 19 000 Euro haben die Tierfreunde im Jahr 2015 dafür ausgegeben, in diesem Jahr wird die Summe wohl noch einmal steigen. „Und da kommen Futter und Unterbringung ja noch zu“, erklärt Tanja Schannath, „auf Dauer kann sich das kein Tierschutzverein leisten.“
Jungtiere schnell geschlechtsreif
Auch bei einer Kastrationspflicht wären diese Kosten nicht auf Anhieb verflogen, weiß Schannath. „Wir müssten in der ersten Zeit weiter herrenlose Katzen einsammeln.“ Doch mit jedem kastrierten Tier würden die Wildpopulationen kleiner. „Jedes Katzenpaar hat zwei Würfe im Jahr mit jeweils vier bis sechs Jungen“, verdeutlicht sie, „und die sind nach einem Jahr auch schon wieder geschlechtsreif.“ Dieser Kreislauf müsse durchbrochen werden.
Denn unter wild lebenden Katzen verbreiten sich schnell zahlreiche Krankheiten, erklärt die Vorsitzende der Tierfreunde. Vierbeiner, die sich mit dem so genannten Katzenschnupfen infiziert haben, leiden etwa unter eitrigen Nasen und Augen. Im schlimmsten Fall drohe Erblindung. Manche Pilzerkrankungen seien zudem für Hunde – und sogar für Menschen – ansteckend, warnt Schannath: „Da reicht es oft schon, wenn Kinder einmal über die Katze streicheln.“
Kaum Möglichkeiten der Kontrolle
In vielen Städten in Nordrhein-Westfalen wird Haltern freilaufender Katzen inzwischen die Kastration ihrer Tiere vorgeschrieben, doch das Warsteiner Ordnungsamt reagiert bislang noch zurückhaltend auf die Forderung. „Das ist eine schwierige rechtliche Frage“, sagt Leiterin Roswitha Wrede auf WP-Anfrage, denn wem wild lebende Katzen gehören, sei in vielen Fällen kaum nachweisbar. „Es gibt ja keine Chip- oder Steuerpflicht wie bei Hunden, von daher ist nicht jede Katze registriert“, gibt sie zu bedenken. Wenn die ordnungsbehördliche Verordnung der Stadt Warstein zum nächsten Mal überarbeitet wird, werde dennoch erneut über die Aufnahme einer Kastrationspflicht für Katzen beraten, versichert Wrede.
Statt auf eine vorgeschriebene Verpflichtung setzt die Ordnungsamtsleiterin lieber auf die Fürsorge der Katzenhalter. „Wer seine Katze liebt, muss sie auch gemäß dem Tierschutz halten – und dazu gehört die Kastration“, appelliert sie.