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Stefan Effenberg als Trainer „euphorisiert“ den SC Paderborn

Stefan Effenberg als Trainer „euphorisiert“ den SC Paderborn

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Foto: dpa
  • Effenbergs Premiere sorgt für Paderborner Rekorde
  • Das Ehepaar zieht nach Paderborn
  • Bewusster Verzicht auf eine Ausstiegsklausel

Paderborn. 

Als Wilfried Finke in die Kälte vor der Paderborner Benteler-Arena tritt, schlägt der braungebrannte Weißhaarige den Kragen seines Mantels hoch. Seit kurzer Zeit ist er, dieser selbstbewusste und meinungsstarke Möbel-Unternehmer, seinen Status als Gesicht des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07 los. Aber das ficht Finke in diesem Moment gar nicht an – nur der plötzliche Kälteeinbruch lässt ihn frösteln. Äußerlich.

Innerlich jubiliert der Boss der Ostwestfalen. „Als dieser Name fiel, war ich sofort nahezu euphorisiert“, gestattet Finke einen knappen Einblick in seine Gefühlswelt. Stefan Effenberg – das ist der Name, welcher ihn so begeistert. Welcher nicht nur erst den sonst eher leeren Medienraum der Arena bis zum Bersten füllt und später rund 600 Fans zur öffentlichen Trainingseinheit des auf Tabellenplatz 15 abgestürzten Bundesliga-Absteigers lockt.

Nie war es voller vor dem Podium, nie bevölkerten so viele Zuschauer bei einer Übungseinheit die Paderkampfbahn.

Effenbergs einmalige Chance

Stefan Effenberg – ist das neue Gesicht der Ostwestfalen. Und einen Tag nach der offiziellen Bekanntgabe seines ersten, bis 2017 datierten Trainerjobs wird der Rummel um den schillernden Star greifbar. Der SC Paderborn 07, die graue Fußball-Maus aus der ostwestfälischen Provinz – das war einmal. Bereits „Effes“ Präsenz lässt die Vereinsfarben Schwarz und Blau viel kräftiger wirken, bunt gewissermaßen.

Zudem präsentiert sich der ehemalige Nationalspieler geerdet, sammelt mit wohl dosierten lockeren Sprüchen einen Sympathiepunkt nach dem anderen. „Ich bin es wirklich“, sagt er fast ein wenig belustigt etwa zu Beginn der Pressekonferenz, zu welcher er im eleganten grauen Anzug mit schwarzem Hemd erscheint.

Effenberg ist selbst als Trainerneuling von seinen Qualitäten überzeugt, das wird schnell klar. Er ist Finke und Geschäftsführer Sport Michael Born aber auch ehrlich sehr dankbar dafür, dass sie ihm den Sprung auf das nationale Trainerkarussell ermöglichen, und weiß, dass die Chance für ihn vielleicht einmalig ist.

„Wir haben eine große Qualität in der Mannschaft“, sagt Effenberg, „sonst wäre ich nicht hier.“ Seine Aufgabe sei es in Anlehnung an das Vereinsmotto „Helden geben nie auf“ nun, „die Jungs wieder zu Helden zu machen“. Mit Gesprächen will er das schaffen, mit einer klaren Ansprache. „Ich bin sicher, dass wir relativ schnell wieder in die Erfolgsspur zurückkehren können. Ich freue mich auf alles, was so kommt“, sagt der „Tiger“.

Einen Tabellenplatz als klares Ziel will er allerdings nicht ausgeben. „Unser Ziel ist erst mal, uns sportlich von unten zu lösen“, erzählt er. Aber: „Der Weg geht nach oben – da bin ich mir ganz sicher.“ Der Trainer Effenberg ist (noch) kein Lautsprecher, kein aggressiver Akteur wie er es als Spieler einst war. „Auf die Mischung kommt es an“, sagt er und lässt sich selbst in Richtung Ostwestfalen-Rivale Arminia Bielefeld nur zu einer halbherzigen Kampfansage hinreißen.

Effenberg verzichtet auf Ausstiegsklausel in Paderborn

„Effe“ leistet sich keinen Fauxpas an seinem ersten Tag im Amt – und das dürfte auch an seinem „Mentor“, der kein geringerer als Ottmar Hitzfeld ist, und an seinem Berater Michael Meier liegen. Beide gaben ihm wertvolle Tipps mit auf den Weg, wie er den Einstieg in das Trainergeschäft schaffen kann, wenn er es ernst meint.

Dass er es ernst meint, daran besteht kein Zweifel. Die Effenbergs ziehen nach Paderborn („Wo soll ich sonst leben?“), er gibt seinen Job als TV-Experte auf („Das geht ja gar nicht anders“) und er verzichtete auf eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag („Ich sehe Paderborn nicht als Sprungbrett, wir haben einen Vertrag bis 2017 geschlossen – da ist kein Hintertürchen drin.“).

Die wohl überraschendste Beziehung im deutschen Profifußball füllt sich mit Leben – und erlebt ihre erste Bewährungsprobe bereits an diesem Freitagabend mit dem Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig (ab 18.30 Uhr live in unserem Ticker). Kurz bevor Wilfried Finke in die Kälte vor der Arena tritt, unterhält er sich rund eine halbe Stunde im Kabinentrakt mit seinem neuen Trainer. „Ich habe das Gefühl, dass wir gegen Braunschweig gar nicht verlieren können“, sagt er. So kalt es draußen ist, dem Klubboss ist einfach nur warm ums Herz.