Rüthen. Dass dies in Deutschland noch vor gerade einmal 25 Jahren nicht überall üblich und möglich war, erforschten die Leistungskurse Geschichte des Friedrich-Spee-Gymnasiums mit den Geschichtslehrern Monika Pickmeier und Marc Eigendorf im Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Zugleich schnupperten sie noch eine Prise Uni-Luft
Das dortige Alfried-Krupp-Schülerlabor bietet Schülern aller Altersstufen der Oberstufe die Möglichkeit, erste Erfahrungen in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und Bereichen zu sammeln.
„Zensur – oder: Was darf ich schreiben?“ fragten Historiker Dr. Frank Hoffmann vom Institut für Deutschlandstudien an der RUB und Dr. Gilbert Hess, Leiter des Schülerlabors, die jungen Rüthener Historiker. Vor dem Hintergrund ihrer im Unterricht erworbenen Kenntnisse über die ehemalige DDR bot sich die Möglichkeit, selbstständig anhand von Filmausschnitten, alten Zeitungen oder auch Romanen zu dem Thema zu forschen. Die Schüler lernten die verschiedenen Instanzen der staatlich gelenkten Zensur und des dazugehörigen riesigen Bürokratieapparates kennen.
Staatsgefährdende Literatur
Warum ein Schriftsteller seine Werke nicht veröffentlichen durfte, welche Texte von der SED als „staatsgefährdend“ eingestuft wurden und wie viele Jahre der Kampf um die Herausgabe einzelner, fast harmlos anmutender Bücher, wie etwa einem Gedichtband, dauerte, stand im Mittelpunkt der Arbeit am Vormittag. Es folgte der obligatorische Besuch der Mensa, bei dem die angehenden potenziellen Akademiker ihre Orientierungsfähigkeit zwischen den Essensausgabestationen, der Geschirrrückgabe und einem der wenigen freien Sitzplätze bewiesen.
Den Abschluss bildete die praktische Zensurarbeit: Anhand literarischer Texte aus der früheren DDR schlüpften die Gymnasiasten selbst in die Rolle der Zensoren. Auch die Auseinandersetzung mit Fachliteratur und die Diskussionen mit den Wissenschaftlern kamen nicht zu kurz.