Der Mann hat weder Lust noch Kraft, sich täglich mit Essen kochen und Wäsche waschen zu befassen. Herbert Hocke aus Hirschberg ist 91 Jahre alt und hat eine verwegen klingende Idee: Eine Familie zieht zu ihm in sein Haus, er behält ein Zimmer. Und das Haus bekommen die neuen Mitbewohner geschenkt. Unter einer Bedingung.
Hirschberg.
Mit seinen 91 Jahren geht es Herbert Hocke wie vielen seines Alters: Er hat einfach keine Lust und Kraft mehr, sich mit Essen kochen und Wäsche waschen zu befassen. Daher kam ihm eine Idee: „Bei mir kann eine Familie einziehen , und ich schenke ihr dafür das Haus.“ Das Objekt mit Kachelofen, zwei Garagen und Gärtchen hat er vor einem Jahr für 85.000 Euro gekauft; es ist schuldenfrei. Hocke stellt nur eine einzige Bedingung.
Noch lebt er allein in dem großen Haus in der Ortsmitte von Hirschberg, doch hofft er, dass bald nette Menschen bei ihm einziehen, die sich um ihn kümmern. Zwar will sich Herbert Hocke ein lebenslanges Wohnrecht einräumen lassen, aber nur ein Zimmer in dem Haus für sich beanspruchen: „Mehr brauche ich nicht.“ Einzige Bedingung: Er möchte mit allem Notwendigen bis zu seinem Tod versorgt werden.
Erben wurden schon ausgezahlt
Ideal wäre es, wenn das Paar oder einer von ihnen Erfahrungen in der Altenpflege hätte und tagsüber auch zu Hause ist. „Ich übergebe das Haus komplett möbliert“ – so müssen sich die Interessenten nicht einmal Sorgen um die Einrichtung machen. „Alles bleibt drin, auch die Figuren aus Kenia“, sagt Hocke. Für den Kaminofen befindet sich in einem Lagerraum draußen ein Holzvorrat.
Wer in das Hirschberger Haus einzieht, muss nicht befürchten, dass die Erben es ihnen wieder abnehmen. Zwar hat Herbert Hocke fünf Kinder, ein Sohn ist tödlich verunglückt, aber allen hat er das Erbteil schon ausgezahlt. Es sei notariell festgelegt, dass niemand mehr Ansprüche stellen kann. Alle vier wohnten im Eigentum, „deshalb will keiner dieses Haus haben“.
Guter Kontakt zu Kindern
Trotzdem hat er guten Kontakt zu seinen Kindern. Tochter und Schwiegertochter kommen zum Reinemachen und sonntags wird er reihum bei ihnen zum Essen eingeladen. Beruflich war Herbert Hocke Elektroschweißer bei Stahlarmaturen und ist handwerklich begabt. Sein Hobby waren kleine Tonfiguren, heute erfreut er sich an seinen Kakteen. „Bei mir blüht sogar die Königin der Nacht“, sagt er und legt zum Beweis ein Foto vor.
Besondere Pflanzen gibt es auch in seinem Mini-Garten. „Da wachsen türkische Erdbeeren; die habe ich von einer Reise mitgebracht.“ Überhaupt sei er früher viel gereist — allerdings allein, da seine Frau gerade als er Rentner wurde vor dreißig Jahren verstorben ist.
In gewohnter Umgebung leben
Nun möchte der geistig fitte Senior – fürs Laufen kurzer Strecken braucht er nicht mal einen Stock – noch ein paar schöne Jahre in seinem Häuschen verleben — in seiner gewohnten Umgebung. Vielleicht bald betreut von freundlichen Menschen. Als Gegenleistung will er ihnen sein Eigentum überschreiben — ohne Wenn und Aber.