Kinder entwerfen in der Kreuztaler Stadbibliothek Produkte am Computer. Dann drucken sie die Designs in 3D. Sie lassen ihrer Kreativität freien Lauf.
Kreuztal.
Basteln mit einer Heißklebepistole? Das kann doch jedes Kind und „im Prinzip macht der 3D-Drucker genau dasselbe – nur etwas präziser“, erklärt Oliver Stickel 30 staunenden Kindern in der Stadtbibliothek. Stickel ist Mitarbeiter des FabLab der Universität Siegen, also in einem Fabrikationslabor, das sich speziell mit zukunftsorientierter Produktherstellung beschäftigt und in einer offenen Kreativwerkstatt für jeden zugänglich ist. Zu diesen „Machern“ sollen nun auch die zwischen zehn und 16 Jahre alten Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Workshops „BibLab: Versuch macht kluch“ werden.
Der Vorgang ist dann doch nicht ganz so einfach wie mit der Heißklebepistole: Zuerst dürfen die Kinder mit Hilfe eines Computerprogramms ihr eigenes Produkt entwerfen. Das kann alles sein: Spongebob, ein Roboter, ein neues Pferde-Spielzeug oder das Modell eines eigenen Hauses.
Danach senden sie ihr Design an den 3D-Drucker und kurze Zeit später halten sie es in den Händen. Dabei baut der Drucker beliebige Objekte Schicht für Schicht aus Kunststoff plastisch auf. „Ihr seid frei rumzuspielen und was zu bauen, das ihr cool findet“, sagt Stickel. Das Computerprogramm lässt die Kinder zu virtuellen Handwerkern werden.
Herzen und Roboter
Mit einem genauen Bild im Kopf werden Würfel weggeklickt und hinzugefügt, man ist Bildhauer oder Maurer, je nachdem. Dabei zieht der 3D-Druck nicht nur Jungs an, es werden genauso viele Herzen wie Roboter entworfen. Oder Zebras, zum Beispiel von Marlene (11) und Charlotte (13). Konzentriert diskutieren sie über die Proportionen des Kopfes und wo genau die Beine anfangen müssen. „Ich habe das mit dem 3D-Druck im Fernsehen gesehen und wollte das dann auch mal ausprobieren“, erklärt Charlotte.
Genau an diesem Punkt möchten die Veranstalter des Workshops ansetzen. Kirstin Krässel, Leiterin der Stadtbibliothek, findet es wichtig, dass „Kinder lernen, dass Technik nicht nur konsumiert, sondern angewendet“ werden kann und dadurch die Kinder „perspektivisch fit für die Zukunft“ werden.
Doch es geht nicht darum eine „Generation von Ingenieuren zu schaffen“, betont Oliver Stickel. „Wie lesen und schreiben braucht man auch ein Grundvokabular im IT-Bereich.“ Also möchte er ein Bewusstsein schaffen, dass es so etwas wie 3D-Drucker gibt. Wie leicht es also sein kann, etwas Neues zu schaffen, wie es heute in vielen Bereichen, unter anderem der Medizin, durch den 3D-Druck geschieht.
Bei den Kindern kommt das gut an. Auch wenn das Drucken der eigenen Designs schon mal eine halbe Stunde dauern kann. Der Drucker wird nicht aus den Augen gelassen und es werden viele Fotos mit dem Handy gemacht. Technik ist eben auch „ganz schön cool“. Die Workshop-Reihe BibLab geht in den nächsten Wochen weiter, unter anderem mit einem Programmier- und einem Schreib-Workshop.