Siegen.
Großes Interesse gibt es am Leben und Wirken von Walter Krämer. Rund 90 Teilnehmer aus ganz Deutschland hatten sich zum Symposium anlässlich des 70. Jahrestages der Ermordung des Siegener Humanisten im KZ Buchenwald angemeldet.
Ziel der von der VVN Siegen-Wittgenstein und der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora ausgerichteten Veranstaltung war es, die Taten Walter Krämers im geschichtlichen Kontext zu beleuchten. Denn eine angemessene Ehrung für den Siegener Kommunisten ist längst überfällig. Dies betonte auch der erste Beigeordnete der Stadt Siegen, Reinhold Baumeister, als Vertreter des Bürgermeisters.
Kein Ruhmesblatt
für die Stadt Siegen
„Ich halte es nicht für ein Ruhmesblatt, dass die Diskussion über diese Frage nicht schon viel früher zu einem Einvernehmen gebracht wurde.“ Schließlich sei Walter Krämer vor 70 Jahren ermordet worden. Und fast genauso lange ringe seine Heimatstadt um eine würdige und angemessene Form des Gedenkens und der Ankerkennung.
Dabei dürfe nicht sein Parteibuch im Fokus stehen: „Nicht seine Rolle als Parteipolitiker und Reichstagsabgeordneter heben ihn als Persönlichkeit der Zeitgeschichte heraus“, so Baumeister. „Was ihn unvergessen macht, ist die Mitmenschlichkeit, die er unter den unsäglichen Bedingungen der KZ-Haft zeigte.“ Nur das dürfe Kriterium sein. „Er war ein Mensch, der anderen half, zu einer Zeit und an einem Ort, die von Entmenschlichung gekennzeichnet waren“, betonte Baumeister unter dem Applaus der 90 Tagungsteilnehmer. „Humanität kennt kein Parteibuch.“
Daran knüpfte auch Referent Dr. Ulrich Peters an, der den kommunistischen Widerstand im KZ Buchenwald beleuchtete. „Walter Krämer war nicht nur ein standhafter Antifaschist und Retter für viele, sondern auch ein einwandfreier Charakter von einer Größe, der viele nur nacheifern können“, zog der Historiker ein persönliches Fazit. „Wer versucht, Walter Krämers Andenken in ein schlechtes Licht zu rücken, etwa mit der Begründung, er sei ja Kommunist gewesen, setzt sich nicht nur über die Erkenntnisse der historischen Forschung hinweg, sondern verwehr auch einem aufrechten Humanisten die verdiente Anerkennung“, so Peters. „Die Stadt Siegen sollte ihre Chance jetzt nutzen, ihren großen Sohn zu ehren.“
Chance zum 70.
Jahrestag verpasst
Dass die Chance dazu besteht, machte Joachim Mertens von der VVN deutlich. Sie hätten den Vorschlag des Landrats, den neuen Platz vor dem Kreisklinikum nach Krämer zu benennen, „dankend angenommen“. Allerdings müsse der Platz auch in die Straßenliste eingetragen werden und zur Adresse des Kreisklinikums (Walter-Krämer-Platz 1) werden. Zudem bedürfe es einer Gedenktafel. Allerdings habe er diesen Vorschlag auf der Tagesordnung des Rates und der Gesellschafterversammlung vermisst. Die Stadt habe so die Chance verpasst, die Ehrung zum 70. Jahrestag seiner Ermordung zu realisieren.
Die Notwendigkeit dazu bestehe weiterhin, machte Peter Hochhuth im Namen der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora deutlich. Schließlich sei Krämer das Leben der anderen wichtiger gewesen als sein eigenes. Daher sei er stolz darauf, dass nach dem Tod der Menschen, denen Krämer einst als „Arzt von Buchenwald“ das Leben rettete, nun deren Kinder und Enkel keine Mühen scheuten, um endlich die Ehrung zu erreichen.
Dabei, so Referent Prof. Dr. Kurt Pätzold, spielten Denkmäler, Gebäude oder die Namen von Straßen und Schulen eine wichtige Rolle. „Einen Großteil der Menschen bezieht dadurch einen Denkanstoß.“ Daher lohne es, sich weiter für eine Benennung nach Krämer stark zu machen.