Niederschelden/Siegen. Von 2009 bis 2012 haben Archäologen am Gerhardsseifen bei Niederschelden gegraben und Geschichte ans Tageslicht befördert: Zwei Meiler aus dem 17. Jahrhundert, eine Verhüttungsstätte des frühen Mittelalters aus dem 9. Jahrhundert, der Zeit Karls des Großen, und ein circa 300 Quadratmeter großer Verhüttungswerkplatz aus der Keltenzeit, 3. Jahrhundert v. Chr. Er besteht aus zwei Rennöfen mit Schlackehalden, einem Röstplatz zur Erzaufbereitung und einer Schmiedehalde.
Mit Hilfe von Studenten wurde alles vollständig ausgegraben. Derzeit lagert alles gut verpackt unter Sandsäcken und Folien und wartet auf den großen Auftritt. Die Konservierung der Objekte würde schätzungsweise 74 000 Euro kosten.
„Der Fund ist einzigartig in Europa“, sagt Dr. Manuel Zeiler von der LWL-Archäologie für Westfalen, der die Ausgrabungen gemeinsam mit Montanarchäologin Dr. Jennifer Garner
vom Deutschen Bergbaumuseum Bochum leitete. Mehr als 30 Fachveröffentlichungen haben die Forscher schon über das „Siegerlandprojekt“ geschrieben und mit den Ergebnissen europaweit Beachtung gefunden. Erstmals können Aussagen darüber getroffen werden, mit wem die Kelten Handel trieben und welche Mengen Eisen produziert wurden. Produktion, Verarbeitung und Export – ganz ähnlich wie heute.
Schutz und Präsentation
„In Köln hätten sie schon längst ein großes Museum gebaut“, sagt Landrat Paul Breuer. Doch die Projektgruppe um Waldgenossenschaft, Heimatvereine, Tourismusverband, Stadt, Kreis, LWL und das Deutsche Bergbaumuseum Bochum hat etwas anderes vor: Die Fundstelle soll konserviert, ein Archäologischer Wanderweg unter dem Thema „Der Weg des Eisens“ angelegt und ein Schutz- und Präsentationsbau errichtet werden, der die Ausgrabungen vor Feuchtigkeit und Zerstörung schützen und die Geschichte des Ortes erklären soll. „In der Schule lernen die Kinder so viel über die Römer, aber nichts über die Kelten“, sagt Paul Breuer. Geplant sei, Fördermittel von Stiftungen und aus der Region zu akquirieren.
Architekturprojekt mit der Uni
Zur Planung des Schutz- und Präsentationsbaus wurde auch die Uni Siegen ins Boot geholt – mit einem Wettbewerb. 13 Architekturstudenten reichten ihren Schnellentwurf ein. Vier von ihnen wurden am Mittwochmorgen ausgezeichnet.