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Familie aus Syrien wünscht sich in Siegen ein „gutes Leben“

Familie aus Syrien wünscht sich in Siegen ein „gutes Leben“

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Foto: Ilka Wiese
„Ich wünsche mir ein gutes und schönes Leben. Ohne Bomben, ohne Fehler“, sagt der Vater einer syrischen Familie, die seit 2013 in Siegen lebt.

Siegen. 

Ein Ölofen bollert in der Mitte des Zimmers. Darüber hängen eine Kuckucksuhr und Sammelteller. „Ohne Wein und Liebe ist das Leben trübe“, steht auf einem. Die Wintersonne fällt durch lange Vorhänge auf lindgrüne Sessel und eine Schrankwand aus Nussbaumfurnier.

Ein Platzwunder, deshalb waren diese Möbel in den 60ern so beliebt. Stauraum, den die kleine Familie, die jetzt in der 94-Quadratmeter-Wohnung lebt, nicht braucht. Sie haben nicht viel, eigentlich nur sich.

Hussam (36), Rania (35), Fadi (9) und Amin (8) K.* flohen am 11. September 2013 aus Syrien und bauen sich gerade in Siegen ein neues Leben auf. Nachdem ihr Asylantrag genehmigt wurde, mietete die Stadt eine möblierte Wohnung für die Familie an.

Beide Kinder sprechen perfekt Deutsch

Amin und seine Schwester Fadi flätzen auf einem der grünen Sessel und streiten darüber, wer besser in der Schule ist. Fadi geht in die zweite Klasse, Amin in die erste auf der Hubenfeldschule. Beide sprechen perfekt Deutsch. „Die sind alle nett in meiner Schule“, sagt die Neunjährige. Sie schaut aus neugierigen Augen in die Welt. „Mathe ist mein Lieblingsfach.“

Gleich hat das Mädchen einen Termin beim Zahnarzt. Vater Hussam K. schaut auf die Uhr und erzählt lachend von seinen Erlebnissen bei deutschen Ärzten: „Ich dachte, in Deutschland sind alle pünktlich und dann musst du zwei Stunden bei einem Arzt warten.“

Im Hintergrund läuft der Fernseher. Eine Sendung auf ntv. Die Familie schaut häufig Nachrichten. „So lernen wir die Sprache“, erklärt Hussam K. Mit Sorge schaut er auf die Pegida-Demonstrationen im Land. „Ich dachte, in Deutschland muss du keine Angst haben.“ 2013 entschied sich die kurdische Familie zu fliehen. Vor dem Assad-Regime und vor den brutalen IS-Terroristen. „Deutschland ist ein gutes Land für Kinder“, sagt der Vater.

Oma und Opa leben noch in Syrien

Oma und Opa leben noch in Syrien, in einem Dorf, etwa 60 Kilometer von Aleppo entfernt. So bleibt momentan nur der Kontakt über das Telefon. In den Bergen gibt es türkisches Mobilfunknetz. „Dann können wir sprechen“ Die Zustände im Land seien chaotisch. „Aber Leben muss weiter laufen“, sagt er.

Vater macht Sprachkurs – Mutter Rania lernt viel von den Kindern 

Rania K. schiebt mit freundlichem Lächeln einen Teller mit Halwa über den furnierten Couchtisch. Eine süße Sünde aus Grieß, Rosenwasser, Pistazien und Mozzarella. Dazu ein Glas Cola. „Von Aldi“, sagt Hussam K. und grinst. „Warum kaufen die Deutschen bei Rewe, wenn es das Gleiche für weniger Geld bei Aldi gibt?“, fragt er.

Der 36-Jährige absolviert derzeit einen Sprachkurs. Wenn die Worte fehlen, wechselt er problemlos ins Englische. Seine Frau Rania versteht viel, lernt vor allem von den Kindern, die jeden Tag neue Wörter nach Hause bringen. Das erfüllt die Mutter mit Stolz, das merkt man, auch ohne Arabisch zu können. In ihrem Heimatland arbeitete sie als Grundschullehrerin, auch in Siegen würde sie gern mit Kindern arbeiten.

Hussam K. hatte in Syrien viele Jobs, auch auf Baustellen. In Deutschland würde er gern eine Ausbildung als Automechaniker machen. „Aber das ist bisschen schwer“,sagt er. Alles neu, die Sprache, das System. Aber er ist zuversichtlich. „Momentan sei alles gut“, sagte er. „Ich wünsche mir ein gutes und schönes Leben. Ohne Bomben, ohne Fehler.“

*Namen geändert

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