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Ein Ring fürs Leben

Ein Ring fürs Leben

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Foto: WAZ FotoPool

Rheinberg. 

Am Heesenhof wurden zwei Jungstörche beringt – an ihrer Kennziffer können sie von nun an weltweit wiedererkannt werden.

Da war die Aufregung groß, als die Feuerwehr am Heesenhof anrückte: Doch nicht etwa, um einen Brand zu löschen, sondern um bei der Beringung der Jungstörche zu helfen.

Hermann Barten übernahm die Beringung selbst – mit der Genehmigung von Johan Mooij, dem Geschäftsführer der Biologischen Station im Kreis Wesel. Denn: „Er hat das ja schon ein paar Mal gemacht“, sagt Mooij, der selbst nicht dabei war. Die Ringe, mit dem Fernglas auch aus der Entfernung lesbar, sollen helfen, die Lebensumstände und Zugwege der Vögel nachverfolgen zu können. Rund 100 Störche werden jährlich in NRW beringt.

Während zwei Feuerwehrmänner den Leiterwagen passend ausrichten, um an den 18 Meter hohen Schornstein zu gelangen, hält Barten schon zwei schwarze Plastikringe bereit: Sie haben die Nummern DEW 9X344 und DEW 9X345. DE steht für Deutschland, das W für westliche Zugrichtung; daneben folgt die fortlaufende Nummerierung, die einst bei 0A001 begann.

Im Leiterwagen
in die Höhe

Endlich ist es soweit: Hermann Barten fährt im Leiterwagen hoch. Nun werden auch die Störche nervös, schlagen mit den Flügeln. Nur ungern verlassen sie ihr Nest, ziehen Kreise um den Schornstein und klappern heftig mit den Schnäbeln. „Damit sagen sie ihrem Nachwuchs: Jetzt wird’s gefährlich – besser, ihr duckt euch, bis es vorbei geht“, erklärt Johann Mooij die Reaktion der Tiere. Schließlich ziehen sie doch ab, und landen auf einer nahe gelegenen Wiese – das Nest immer noch in Sichtweite. „Das Paar ist recht scheu“, findet Barten, „die beiden im letzen Jahr sind frech geworden, als wir ans Nest wollten.“

Beherzt greift er sich eins der Jungen – es wehrt sich nicht. Während der Feuerwehrmann es in den Händen hält, fügt Barten die beiden Hälften des Plastikrings kurz unter dem Beinansatz zusammen. Danach ist das zweite dran. Ursprünglich hatte das Paar drei Jungvögel, doch eins wurde bereits aus dem Nest geworfen. „Sie haben zu wenig Futter gefunden, das liegt an der Witterung“, glaubt Barten. „Die Jungen müssen selber betteln, damit sie berücksichtigt werden“, erklärt Mooij. Schlüpft eines später als die anderen und verträgt nur große Insekten, während die anderen schon Mäuse und Frösche von den Eltern bekommen, verhungert es.

Barten hofft, dass die beiden anderen überleben – in rund zwei Wochen werden sie ihre ersten Flüge wagen. Keine halbe Stunde hat das Beringen gedauert, und die Eltern-Vögel können in ihr Nest zurückkehren. Das hat in diesem Jahr eine Schieflage bekommen – durch den etwas einseitigen Anbau des neuen Paares. „Sie sind ein bisschen faul gewesen“, mäkelt Barten, der noch vor Augen hat, wie vor drei Jahren der erste Storch das Grundgerüst für das inzwischen stattliche Nest gebaut hat. „Wenn das abstürzt, fällt es durchs Dach.“ Im Zweifelsfalle wird Hermann Barten es im nächsten Jahr herunter nehmen, und der Bau beginnt von vorn, wenn sich das nächste Paar für den Heesenhof entscheidet.