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Neue Stolpersteine in Moers verlegt

Neue Stolpersteine in Moers verlegt

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Foto: Funke Foto Services
Mit 22 neuen Stolpersteinen erinnern zwei Initiativen an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft. Weitere Verlegung am Samstag

Moers. 

In dieser Woche verlegen der Verein Erinnern für die Zukunft (EfZ) und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Moers (GCJZ) 22 Stolpersteine, die an das Schicksal von Menschen erinnern, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 – 1945 ermordet wurden.

Die Aktion

Die Aktion Stolpersteine wurde vor 15 Jahren von dem deutschen Künstler Günter Demnig ins Leben gerufen. Der 1947 in Berlin geborene Demnig lebt heute in Frechen bei Köln und ist für seine Stolpersteine mehrfach ausgezeichnet worden. Die Vorgehensweise ist immer gleich: Ein Pflasterstein mit einer Messingplatte wird in den Boden eingelassen. Auf der Messingplatte sind die Namen von NS-Opfern eingraviert, die in der Nähe des Stolpersteins ihren letzten Wohnort hatten. Die Patenschaft für einen Stolperstein beträgt 120 Euro.

In Moers

In Moers gibt es seit 2013 Stolpersteine. Seitdem wurden bereits 29 Steine verlegt, in dieser Woche folgen insgesamt 22 weitere. Über die Frage, ob es Stolpersteine in Moers gegen soll, hat 2010 der Rat entschieden. Hans-Helmut Eickschen, Schatzmeister der GCJZ: „Es ist gut, dass wir in Moers den Ratsbeschluss haben. Vorausgegangen war eine breite Diskussion über das Für und Wider der Stolpersteine.“ In die Verlegungen der Stolpersteine werden Schulen mit einbezogen

Widerstand

Am Dienstag wurden sechs Stolpersteine im Stadtteil Meerbeck verlegt. Erinnert wird an Menschen, die aktiv Widerstand gegen das nationalsozialistische Terrorregime geleistet haben. Dr. Bernard Schmidt, EfZ-Vorsitzender: „Wir würdigen damit den Widerstand gegen Hitler, der besonders in Außenbezirken stark vertreten war.“ Wie der Verein herausgefunden hat, stimmten die Wählerinnen und Wähler in Meerbeck bei den letzten freien Wahlen vor der Machtergreifung 1933 massiv gegen die Nationalsozialisten. Vergangenes Jahr waren bereits sechs Stolpersteine verlegt worden, die an Widerständler aus dem benachbarten Stadtteil Hochstraß stammten.

Nach den Sozialdemokraten Reinhold Büttner und Gustav Großmann wurden bereits Straßen in Moers benannt. Bärbel Likar, die stellvertretende EfZ-Vorsitzende: „Beide Bergleute gehörten zum Widerstandskreis der Brotfabrik Germania um den Meerbecker Hermann Runge, die im Juni/Juli 1935 verhaftet und bereits kurze Zeit danach bei der Voruntersuchung, ohne Anklage und Prozess, im Polizeipräsidium Duisburg ermordet wurden.“

Zusammen mit Büttner und Großmann werden Hermann Vennemann, Hermann Scheffler, Gustav Schwede und Franz Saumer gewürdigt. An Paul Ulrich, Arbeiterführer aus der Arnulfstraße 15, wird am Samstag, 28. November, 11 Uhr, mit der Verlegung eines Stolpersteins erinnert. Er verstarb im April 1943 im Vernichtungslager Mauthausen.

Judenverfolgung

Am Donnerstag wurden 15 Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an diese ermordeten Bürger jüdischen Glaubens: Familie Salomon und Helene Coppel, Familie Julius und Frieda Jacob, Familie Max und Martha Buschhoff, Dr. Oskar und Madchen Bähr, Familie Isaak und Therese Kaufmann.

Viele der jetzt geehrten Juden aus Moers wurden von den Nationalsozialisten verschleppt. Zum Beispiel wurden Max und Martha Buschhoff am 10. Dezember 1941 nach Riga deportiert und dort ermordet. Einen Tag später, am 11. Dezember 1941, wurden die fünf Kinder von Isaak und Therese Kaufmann nach Riga verschleppt und ermordet.

Isaak Kaufmann war Eisenwarenhändler in der Steinstraße 21, 13 Jahre Stadtverordneter und Vorstand der jüdischen Gemeinde. Seine Verdienste wurden zu seinem 85. Geburtstag 1931 in der Moerser Presse gewürdigt. Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 wurde er aus allen Vereinen ausgeschlossen, über seinen Tod im Alter von 90 Jahren wurde in der Presse nicht berichtet.

Erinnerung

Der Verein Erinnern für die Zukunft setzt sich seit Jahrzehnten für eine aktive Erinnerungskultur in Moers ein und hat die Geschehnisse während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft umfassend aufgearbeitet. Unter anderem erschien 2008 mit Dr. Bernhard Schmidt, dem heutigen Vorsitzenden, als Herausgeber im Klartext-Verlag das Buch „Moers unterm Hakenkreuz“, in dem es auch um die Aufarbeitung der Geschehnisse geht.

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers wurde am 5. Mai 1987 gegründet. Sie setzt sich seitdem für ein neues Verständnis zwischen Juden und Christen ein. Evangelischer Vorsitzender ist Martin Behnisch-Wittig aus Neukirchen-Vluyn, katholische Vorsitzende die Moerserin Gabriele Wyrwala..

Im Netz: gcjz-moers.de und
erinnernfuerdiezukunft.moers.de