Moers.
Manche Aufgaben lassen sich offensichtlich nur gemeinsam lösen: Mit vereinten Kräften zogen am Donnerstag Rabbi Wagner, Imam Aksoy, Pfarrer Bösing und Pfarrerin Weyand den metallenen Ring mit dem „Engel der Kulturen“ wieder in die Höhe, nachdem das Relief – gefüllt mit weißem Quarzsand – einen Abdruck auf der Erde des Jüdischen Friedhofs hinterlassen hatte. „Es geht um unsere gemeinsame Verantwortung für ein friedvolles Miteinander“, sagte Künstlerin Carmen Dietrich, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Gregor Merten die Kunstaktion vor drei Jahren ins Rollen brachte.
Verantwortung nimmt zu
„Versuche nicht einen Engel zu finden, sei ein Engel für andere Menschen“ – so lautete die Botschaft, die Rabbi Wagner zuvor anhand einer Geschichte übermittelte. In den letzten Jahren seien zunehmend fremdenfeindliche Tendenzen in Europa zu spüren, sagte Dietrich. „Damit nimmt unsere Verantwortung zu.“ Bürgermeister Norbert Ballhaus erinnerte in seiner Ansprache an die Aktion „Moers ist bunt, nicht braun“ und den Protest gegen Pro NRW vor der Ditib-Moschee. Moers setze immer wieder Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und das sei gut so..
Vom Jüdischen Friedhof rollten die Teilnehmer der Kunstaktion das Rad weiter in Richtung Bismarckstraße über die Glück-Auf-Schranke – die sich tatsächlich gerade öffnete, als die Gruppe zum Stillstand kam – zur Katholischen St. Barbara-Kirche, wo ebenfalls ein Sandbild gelegt wurde. Von da aus marschierte die Gruppe weiter zur Ditib-Moschee an der Römerstraße. Ein bunter, leider allerdings nicht sehr langer Zug.
An der Ditib-Moschee warteten bereits Kinder des Johannes-Kindergarten, allesamt mit einem selbst gemachten Engel-Button an der Kleidung. „Ich finde das klassen, das auf diese Weise drei Kulturen zusammenfinden“, sagt Gabriele Sönmez, Erzieherin am Johannes-Kindergarten. Gerade im Alltag des evangelisch geprägten Kindergartens mit vielen muslimischen Kindern sei das ein wichtiges Thema.
Falsche Bilder korrigieren
Man sei erfreut über die Gelegenheit, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen, hieß es zur Begrüßung in der Moschee auf der Römerstraße. „Wir müssen lernen, in Frieden und Brüderlichkeit zu leben. Das verlangt der Islam ausdrücklich“, übersetzte Abdullah Tatli die Ansprache von Imam Aksoy.
Es sei an der Zeit, dass die Religionen falsche Bilder korrigieren. „Heute können wir viel mehr voneinander wissen,“ spielte der Imam auf moderne Kommunikationstechniken an.
Nach einem Imbiss zog der Tross weiter zur Johanneskirche. Hier wird der „Engel der Kulturen“ als Bodenintarsie sichtbar bleiben.