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Was das Hobby-Gärtnern ausmacht

Was das Hobby-Gärtnern ausmacht

Bedburg-Hau. 

Als ich in den letzten Wochen mehrfach in einer großen Gärtnerei durch die Glashäuser streifte, wurde mir bewusst, was uns Hobby-Gärtner von den Profis unterscheidet. Die Erwerbsgärtner schaffen sich in den großen Glashäusern ideale Bedingungen für die Pflanzenproduktion: Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Temperaturen werden weitgehend kontrolliert. An den Türen zwischen den einzelnen Glashäusern kleben Warnhinweise zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Pflanzerden sind Substrate aus verschiedenen Zutaten, die mit jeweiligem Spezialdünger angereichert sind.

Bei meinem Gang durch die Häuser sah ich viele Tomaten-, Paprika-, Auberginen-, Gurken- und Chili-Pflanzen in optimalem Zustand. Auch besondere Geranien und andere außergewöhnliche Zierpflanzen füllten einige Häuser. Als ich meine regenfesten Tomatenpflanzen nach Hause trug, wurde mir klar, was diese jetzt erwartet. Bei uns sind sie allen Wetterverhältnissen ausgesetzt, dazu kommt noch der Boden. Zwar werden seit Jahren die Tomaten in gesiebten Kompost gesetzt und wir haben auch immer zufriedenstellende Erträge. Aber mir wurde bewusst, dass die Profigärtner die Natur aus einer anderen Perspektive sehen. Wir Gartenbesitzer leben mit und in der Natur. Das Wort „Umwelt“ vermittelt den Eindruck, dass die Natur in Distanz zu uns ist. Umwelt umgibt uns und wenn wir das Wort „Natur“ verwenden, wird besonders im Zusammenhang mit Garten häufig das Wort „Idylle“ hinzugefügt. Es entsteht eine, von mir als „Terrassen- oder Balkonperspektive“ bezeichnete Sicht auf Natur und Garten.

Die Bedingungen der Natur

Meine Perspektive ist anders: die Natur ist nicht prinzipiell freundlich oder harmonisch. Die Natur hat ihre eigenen Bedingungen, mit denen wir uns arrangieren müssen.

Da sind zunächst die Bodenverhältnisse. In Schneppenbaum, wo wir gärtnern, ist es der saure Sandboden, der die Grundlage für unsere Pflanzen ist. Viele Bäume, Sträucher und Stauden mögen das nicht, und wir mussten ausprobieren, was bei uns dauerhaft wächst. Im Gemüsegarten sind die Bodenverhältnisse nicht von entscheidender Bedeutung. Die Gemüsepflanzen sind spätestens nach vier Monaten erntereif und für diese Zeitspanne kann die Erde durch Kompost, Dünger und Kalk entsprechend bearbeitet werden. Aber alle dauerhaften Pflanzen müssen auf unsere Bodenverhältnisse abgestimmt sein.

Das Wetter ist eine weitere Grundbedingung für den Garten. Dabei hat die Klimaveränderung der letzten Jahre uns und die Pflanzenwelt sehr verwirrt. Zu warme Wintermonate mit Spätfrösten zur unpassenden Zeit oder gar der Totalausfall von Frostperioden in diesem Jahr. Dazu noch die erheblichen Temperaturschwankungen und in den letzten Tagen Unwetter mit Starkregen. Wir Hobby-Gärtner sehen die Folgen in der Pflanzenwelt und fühlen uns betroffen, wenn die „Natur“ unsere Bemühungen scheitern lässt.

Manchmal versuche ich, bei Gartenführungen zu erklären, dass wir Hobby-Gärtner nicht von „Umwelt“ sprechen können, sondern dass wir der Natur mit all ihren Facetten viel näher sind. Eine Besucherin verstand mich nicht und sagte, die Üppigkeit unseres Gartens widerspräche meinen Ausführungen. Ich erwiderte ganz unbescheiden: „Das ist gärtnerische Leistung!“