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Polizei ging Geldfälscherbande vom Niederrhein ins Netz

Geldfälscherbande vom Niederrhein aufgeflogen

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Foto: IMAGO

Kleve. 

Die Polizei hob eine internationale Geldfälscherbande vom Niederrhein aus. Einer der Haupttäter ist ein 36-jähriger Pizzeriabetreiber aus Kleve. Er besorgte hochwertige Mietfahrzeuge für die Kurierfahrten.

Ein Schlag gegen die organisierte Kriminalität ist der Polizei Krefeld gelungen. Das zuständige Kriminalkommissariat hat eine international operierende Bande ausgehoben, die am Niederrhein bandenmäßig mit Falschgeld gehandelt haben soll. Vier Tatverdächtige – vornehmlich italienischer Herkunft – sitzen bereits in Untersuchungshaft. Gegen fünf weitere Männer aus Italien und dem ehemaligen Jugoslawien wurden bereits Verfahren eingeleitet.

Scheine weiter verkauft

Kopf der Gruppe, gegen die seit August 2010 ermittelt wird, soll der 36-jährige Pizzeriabetreiber Pasquale P. aus Kleve sein. Er habe die Mietfahrzeuge für die Kurierfahrten besorgt und das Falschgeld unters Volk gebracht, so die Polizei. Dabei gehörten Spielhallen und Kioske zu den beliebtesten Orten, um die „Blüten“ los zu werden. „Wir gehen allerdings davon aus, dass Falschgeld auch im Restaurant in Umlauf gebracht worden ist“, erklärt ein Sprecher der Krefelder Polizei.

Darüber hinaus soll Pasquale P. die Scheine auch weiter verkauft haben. Der jeweilige Abnehmer zahlte dabei für kleinere Mengen falscher 20-Euro-Scheine beispielsweise 35 Prozent des tatsächlichen Wertes. Dagegen gab es falsche Hunderter günstiger. Wegen des höheren Risikos. „Diese Geldscheine werden erfahrungsgemäß in den Geschäften häufiger kontrolliert“, so die Polizei.

Bei aller Vorsicht, die der Restaurantbetreiber walten ließ, sickerten im vergangenen August Gerüchte über seine illegalen Aktivitäten an die Polizei durch. Konkret wurden die Anhaltspunkte, als der 38-jährige Koch der Pizzeria bei einem Spielhallenbesuch in Kleve fünf falsche Zwanziger wechselte. Dabei wurde er von einer Überwachungskamera gefilmt. Eine aufmerksame Angestellte erkannte den Koch und konnte eine Beziehung zum Restaurant herstellen. Darauf setzte die Polizei einen verdeckten Ermittler auf die Bande an, der angeblich Falschgeld kaufen wollte.

17 Päckchen Falschgeld unter der Rückbank

Im Oktober ging es auf dann sehr schnell. Die Bande war im Begriff, kurzfristig die nächste Lieferung zu organisieren. Dabei nutzte sie – wie schon früher – die Beziehungen eines 28-jährigen Mittäters nach Italien, der die Kontakte zu den Fälschern herstellte und die Verhandlungen führte.

Auf seine Rückkehr warteten nicht nur die Mittäter, sondern auch die Polizei. In der Nacht zum 22. Oktober wurde der 28-Jährige in einem Fahrzeug in Zusammenarbeit mit dem Hauptzollamt München und dem Bayrischen Landeskriminalamt auf einem Rastplatz der A 9 bei München kontrolliert. Dabei landeten die Behörden einen Volltreffer. Falsche Zwanziger, Fünfziger und Hunderter im Nennwert von 111.140 Euro waren in 17 Päckchen unter der Rückbank des Fahrzeuges versteckt. Daneben führten die Täter auch 29.000 echte Euro mit. Da der Verdacht besteht, dass es sich um Gewinne aus Falschgeldgeschäften handelt, wurde es sichergestellt.

Bei den „Blüten“ handelte es sich um Druckfälschungen guter Qualität. Ähnliche Exemplare sind bislang europaweit eingelöst worden. Die Zwanziger seit 2003, Hunderter seit 2005, die Fünfziger erstmals im August 2010. Das Amtsgericht Kleve hat die vier Haupttäter in U-Haft genommen. Neben dem Restaurantbetreiber, seinem Koch und dem Verhandlungsführer noch einen 31-jährigen Kurierfahrer italienischer Herkunft aus Hagen. Gegen fünf weitere Mittäter aus Italien und dem ehemaligen Jugoslawien, die Falschgeld gekauft haben sollen, sind Verfahren eingeleitet. Ermittlungen in Italien sind initiiert, Ergebnisse stehen aber noch aus.

Prozess noch nicht terminiert

Spekulationen, nach denen die Mafia oder die kalabrische ‘Ndrangheta, die auch für die Morde im August 2007 in Duisburg verantwortlich gemacht wird, hinter den Falschgeldring stecken könnte, mochten weder Polizei noch Staatsanwaltschaft anstellen. Fest steht: „Der entstandene Schaden dürfte erheblich über der Summe des sichergestellten Geldes liegen“, so ein Polizeisprecher.

Die Staatsanwaltschaft hat am 17. Februar Anklage beim Landgericht Kleve eingereicht hat. „Die ist eingegangen“, bestätigt Gerhard van Gemmeren, Richter am Landgericht Kleve, der Prozess ist aber noch nicht terminiert.“

Übrigens: Das Restaurant hat inzwischen geschlossen.