Nach heftiger Kritik von Klever Ärzten an den Plänen der Katholischen Kliniken im Kreis Kleve reagiert jetzt die Klinik-Leitung.
Kleve.
„Hier ist der Teufel los, glauben Sie mir das.“ So beschrieb gestern ein Arzt die Stimmung im St. Antonius Hospital. Hintergrund: 31 niedergelassene Ärzte aus Kleve hatten in einem offenen Brief die vorgesehene Zusammenlegung der Allgemeinchirurgie und Endoskopie nach Goch scharf kritisiert. Das Klever Hospital verkomme zu einem Rumpf-Krankenhaus mit unvollständigem Behandlungsspektrum. Es hieß sogar, künftig sei in Kleve noch nicht einmal mehr eine Blinddarm-OP möglich.
Die von ihnen betreuten und ins Klever Krankenhaus eingewiesenen Patienten seien, so die Ärzte, in der Mehrzahl älter und würden an mehreren Erkrankungen leiden. Daher seien sie auf Mitbehandlung durch andere Fachabteilungen angewiesen.
Gerade hier stünden endoskopische und chirurgische Leistungen an erster Stelle. „Diese ärztlichen Leistungen stehen in Zukunft im Krankenhaus Kleve nicht mehr zur Verfügung“, heißt es in dem Brief. Deshalb könnten „unklare Krankheitsbilder oder Notfälle von uns in Zukunft nicht mehr mit gutem Gewissen ins Klever Krankenhaus eingewiesen werden.“
Patienten, die beispielsweise unklare Bauchschmerzen hätten, müssten wegen fehlender Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten in der Schwanenstadt daher ab sofort nach Goch, Emmerich oder in ein niederländisches Hospital eingewiesen werden.
Die Entscheidung soll zurückgenommen werden
Ohne allgemeine Chirurgie und endoskopische Leistungen werde ein Krankenhaus in einer Stadt mit 50 000 Einwohnern seiner Aufgabe als wohnortnahes Hospital nicht gerecht und wäre auf Dauer kaum lebensfähig, heißt es in dem Brief weiter. Mit der Bitte, die getroffenen Entscheidung zurückzunehmen.
„Die Notfallversorgung in Kleve ist gesichert“, reagieren die Katholischen Kliniken jetzt. Zusammen mit der Etablierung eines Bauchzentrums in Goch und eines Traumazentrums in Kleve werde in Kleve eine eigenständige zentrale Aufnahmestation entstehen – die mit einem Notfall-Mediziner und seinem Team besetzt sein werde, und zwar rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, ließ die Klinikleitung per Pressemitteilung wissen.
So sei sichergestellt, heißt es weiter, dass die Erstversorgung und die Notfalldiagnostik am Standort Kleve uneingeschränkt vorgenommen werden können. Die Etablierung einer solchen Aufnahmestation werde von den ärztlichen Direktoren in Kleve und Goch übereinstimmend als notwendige Maßnahme angesehen.
Detailfragen würden jetzt von der Geschäftsführung geklärt und im Rahmen der anstehenden Umstrukturierungen in den nächsten acht Monaten umgesetzt.
Der besagte Arzt bestätigte indes, dass etwa eine Blinddarm-OP in Kleve noch vorgenommen werden könnte – im Notfall, etwa bei einem Durchbruch. Dann müsse der Chirurg aus Goch kommen.
Die 31 Klever Ärzte sollen in den nächsten Tagen schriftlich über die vorgesehene Notfallversorgung informiert werden.