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Moyland: Rotation in der Präsentation

Moyland: Rotation in der Präsentation

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Foto: WAZ FotoPool

Bedburg-Hau. 

Die Wände sind weiß. Hunderte von Löchern zeugen davon, dass hier dicht an dicht Kunstwerk an Kunstwerk hing. Aus – vorbei – finito.

Die Moyländer Hängung gibt’s nicht mehr – unter jahrelange Kontroversen wurde ein Schlusspunkt gesetzt. Bis auf einen sind sämtliche Räume im Museum Schloss Moyland leer. „Es ist ein Erlebnis, die Räume ohne Kunst zu sehen“, konstatiert Dr. Bettina Paust, künstlerische Direktorin. Ein Erlebnis, mit dem sich Joseph Beuys vielleicht identifiziert und flugs ein Kunstwerk hineininterpretiert hätte. Wer weiß …

Rund 4000 Werke sind bereits abgehängt – davon 1300 Arbeiten von Joseph Beuys, schildert Bettina Paust: „Alle Arbeiten gehen ins Depot“. An der seit ihrer Ernennung zur künstlerischen Direktorin geplanten und bis ins Detail vorbereiteten Realisierung der Neukonzeption wird derzeit im Schloss Moyland gearbeitet. Das ist übrigens bis Herbst nächsten Jahres aus genau diesem Grund geschlossen. „Dann werden wir die neue Konzeption präsentieren. Es wird alles anders“, kündigt Paust an. In einem einzigen Raum sind noch Reste der „Moyländer Hängung“ zu sehen.

Umsetzung wird mit
Miniaturen geprobt

Gut verschlossen ist ein weiterer Raum. Dort wird vieles im Kleinen erprobt, was im Großen umgesetzt werden soll. Will heißen: Für die einzelnen Räume werden in der museumseigenen Werkstatt Modelle gebaut. Anhand dieser Miniaturen wird dann geprüft, wo was aufgehängt oder aufgestellt wird. Über eine digitale Datenbank können die einzelnen Werke zusammengestellt werden, schildert Bettina Paust. Erst wenn diese Phase beendet sei, würden die Arbeiten in den entsprechend ausgewählten Raum gebracht. Eine spannende Entwicklung . Und eine, die minutiös geplant werden will. Denn nicht alles, was an optischer und architektonischer Idee in den Köpfen von Bettina Paust und ihren Mitarbeitern reift, kann genau so umgesetzt werden: „Man glaubt nicht, wie lange diese Prozesse sind. Denn wir müssen prüfen, ob es technisch machbar und vor allem finanzierbar ist.“

Die Sammlung werde reduzierter präsentiert, verrät Bettina Paust: „Wir beschäftigen uns viel mit der relevanten Frage, was ist die optimale Menge, die gezeigt wird. Und die Besucher nicht überflutet werden und trotzdem genügend Informationen bekommen.“ Darum wird ein in sich schlüssiges Gesamtkonzept für alle vier Etagen entwickelt, wobei es für jede einzelne einen roten Faden geben wird.

Schwerpunkt im grafischen Bereich

Sicher ist, dass ab Herbst 2012 nichts mehr so sein wird, wie es war. Bis auf den Fußboden. Der bleibt. Und die Wände? Bleiben sie weiß? „Dazu sage ich nichts“, sagt die Direktorin mit einem wissenden Lächeln.

Das Informationsbedürfnis der Besucher soll stärker befriedigt werden. Präsentation und Inhalte sollen Hand in Hand gehen, stärker vermittelt werden. Eingebunden in die entscheidende Frage: Was sind die Schwerpunkte der Sammlung? Was kennzeichnet sie? Was ist unverwechselbar? Eine der Antworten: „Ein Schwerpunkt liegt im grafischen Bereich.“ Und natürlich Joseph Beuys: „Dieser Bestand ist ein ganz wesentlicher Teil der Sammlung.“

Dabei gelte es den Kontext zu sehen. Vor dem Hintergrund, dass Beuys die Brüder van der Grinten zu weiteren Sammlungen angeregt habe: „Wir haben nicht nur einen sensationellen Beuys-Bestand, er ist das gewachsene Zentrum der Sammlung. Wir haben eine weltweit einzigartige Situation mit unserem Beuys-Bestand, der einen breiten Überblick über seine Arbeiten gibt.“ Hinzu komme das Beuys-Archiv, das in die Neukonzeption integriert werden soll: „Sammlungsbestand und Archiv sind ein Schatz, mit dem man in Zukunft arbeiten kann“. Um das zu gewährleisten, sei eine Rotation der Präsentation geplant. „Die Sammlung ist ein lebendiger Organismus, mit dem man lebendig arbeiten muss“, so Paust. Das Ergebnis verspricht spannend zu werden.