Veröffentlicht innachrichten-aus-kleve-und-der-region

Gocher Eltern wehren sich gegen geplantes Ganztagsgymnasium

Gocher Eltern wehren sich gegen geplantes Ganztagsgymnasium

Gocher Gymnasium--656x240.jpg
Foto: privat
Vom Rat Ende vergangenen Jahres beschlossener Umbau zum gebundenen Ganztag stößt auf Widerstand. Binnen einer Woche kamen 500 Unterschriften zusammen.

Goch. 

Auch wenn die Stadt betont, dass der Prozess gerade erst beginne und das Ende noch völlig offen sei: Für die Eltern schaut das Ziel ziemlich konkret aus – und sie wollen es nicht dazu kommen lassen. Dass nämlich auch aus dem Gocher Gymnasium eine Schule mit gebundenem Ganztag wird, also mindestens drei Mal in der Woche sieben Stunden Unterricht anstehen für alle Kinder. Seit November ist dieser Plan, den der Rat Ende des Jahres schließlich beschlossen hatte, bekannt. Doch inzwischen hat sich die Elternpflegschaft gegen einen Ganztag ausgesprochen, vor einer Woche mit dem konkreten Widerstand begonnen. „Wir haben seit Samstag schon rund 500 Unterschriften zusammen bekommen“, resümiert Pflegschaftsvorsitzende Bettina Kracht.

Bei rund 800 betroffenen Schülern und ihren Eltern sei das schon ein „sehr guter Zwischenstand“. Kracht weiter: „Jetzt gehen wir auch an die Grundschulen, geben allen Schülern Informationen mit.“ Parallel dazu arbeiten die Gremien der Schule, an denen auch Schüler und Lehrer beteiligt sind, noch einen Standpunkt aus – so langsam das nun einmal geht. „Wir haben dort gerade eine Arbeitsgruppe gegründet, wollen das Thema in aller gebotenen Ruhe prüfen“, schildert Kracht.

„Gehen als Eltern vor“

„Als Eltern gehen wir nun aber schon einmal vor.“ Kracht ärgert sich zum Einen über „den kurzfristigen Zeitplan“. Bürgermeister Karl-Heinz Otto habe vor Weihnachten geschrieben, schon fürs Schuljahr 2014 / 2015 solle es eine Entscheidung geben. Sie fühlt sich zum Anderen aber auch bisher nicht angemessen eingebunden und informiert. „Unser Schulleiter ist bis jetzt noch nicht befragt worden und wir wissen nicht, ob von der Stadt noch jemand kommt und die Pläne vorstellen wird.“

Auch das Motiv, mit dem der Ganztagsunterricht am Gocher Gymnasium und übrigens auch an der Realschule auf die Agenda kam, ärgert sie. Wie die NRZ berichtete, spielen für die Ratsherren finanzielle Gesichtspunkte mit hinein. „Die Umstellung des Gymnasiums und der Leni-Valk-Realschule“, schreibt Kracht im Infobrief an die Eltern entsprechend, „würde der Stadt Goch rund zwei Millionen Euro an Schlüsselzuweisungen bringen. Dieses Geld soll dann eigentlich für den Ganztag verwendet werden, in Anbetracht der Gocher Haushaltslage bleibt das aber mehr als fraglich.“ CDU-Fraktionschef Karl-Heinz Bremer hatte im NRZ-Gespräch Anfang Dezember schon darauf hingewiesen, ein Teil der Landesmittel könne trotz Ganztagsangebot noch für den Haushalt übrig bleiben.

Stadtsprecher Torsten Matenaers trat gestern auf die Bremse: „Wir möchten jetzt erst einmal dafür sorgen, dass alle den selben Kenntnisstand haben.“ Das Ziel habe die Politik nun einmal formuliert: „Den Ganztag zu stärken“. Dahin gehe generell der Trend an Schulen. Zumal gerade das Gymnasium mit seiner Mensa „für den Ganztag geeignet ist“. Matenaers: „Es geht nicht darum, etwas schnell durchzudrücken. Wir sind mit Schulleiter Christoph Peters im Gespräch.“ Er frage sich auch, wie man vier Monate, nachdem das Thema zum ersten Mal aufgekommen ist, nun davon überrascht sein könne.

Nächste Schulkonferenz im Juni

Im Juni steht am Gymnasium die nächste Schulkonferenz an. Gut möglich, dass dann die jeweils sechs Lehrer-, Eltern- und Schülervertreter eine Entscheidung für oder gegen die Umstellung auf den Ganztag fällen. „Selbst wenn auch dieses Gremium dagegen ist, gäbe es wohl immer noch Möglichkeiten, ihn durchzusetzen“, fürchtet Kracht. „Die letzte Entscheidung liegt unseres Wissens in Düsseldorf, im Schuldezernat.“ Stadtsprecher Torsten Matenaers dazu: „Wenn der Wunsch der Eltern gegen den Ganztag ist, wird das gebührend respektiert.“

Eigentlich hätten die Eltern schon lange signalisiert, was sie von Nachmittagsbetreuung halten, sagt Kracht. „Das wird doch jetzt schon angeboten, und zwar auf freiwilliger Basis. Im Schnitt nutzen das 40 Kinder“, sagt sie. „Dann scheint ja wohl kaum Bedarf da zu sein.“