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Unwetter wütete in Herne

Unwetter wütete in Herne

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Foto: WAZ FotoPool
Land unter in Herne: das Gewitter, das gestern Nachmittag über das Stadtgebiet zog, verursachte erhebliche Schäden. Straßen waren überflutet, Keller liefen voll, Autos standen bis zum Fenster im Wasser. Herne traf es offenbar härter als Wanne-Eickel.

Herne. 

Noch drei Stunden nach dem großen Guss pumpen Feuerwehrleute in der Sodinger Uhlandstraße die Keller leer. Aus den Häusern 3, 4 und 9 spucken Schläuche Wasserschwälle auf die Straße, die von zwei Feuerwehrfahrzeugen versperrt wird. Marcel Jost steht mit seinen Nachbarn vor dem Haus: „Alle Keller sind betroffen“, sagt er. Ein paar Meter weiter hat Thomas Reich mit seinen Helfern sein Zweiradgeschäft auf der Mont-Cenis-Straße geräumt. Die Motorräder stehen jetzt auf dem Bürgersteig. Auf dem Gully liegt eine tote Ratte. In der Mont-Cenis-Straße 261 schöpfen mehrere Frauen gegen Wasser und Schlamm im Keller an. Ingrid Schützing hat gerade zum zweiten Mal die Feuerwehr angerufen, weil jetzt auch der Heizungskeller unter Wasser steht. Szenen eines Unwetters.

Überflutete Straßen und Unterführungen, Autos, die bis zum Fenster im Wasser standen, vollgelaufene Keller, in denen es durch Kurzschlüsse in Stromkästen zu Bränden kam: Über 130 Einsätze waren bei der Herner Feuerwehr innerhalb der ersten beiden Stunden nach dem Unwetter aufgelaufen, das gestern am frühen Nachmittag über Herne und Wanne-Eickel zog.

Feuerwehr löste den „Vollalarm“ aus

„Bei uns ist buchstäblich Land unter“, sagte Katharina Timm, Brandrätin und stellvertretende Leiterin der Berufsfeuerwehr. Für Herne sei Vollalarm ausgerufen worden: Alle, ob Berufs- oder Freiwillige Feuerwehr, waren im Einsatz. Unterstützung gab’s für die 90 Feuerwehrleute vom THW, das im Augenblick bei der Bekämpfung von Wassermassen in Übung ist: Gerade erst kehrten Mitarbeiter aus den Hochwassergebieten in Ostdeutschland zurück… In Herne war das THW allerdings nicht zum Füllen von Sandsäcken angefordert worden, sondern um die erschöpften Einsatzkräfte der Feuerwehr mit einem Abendessen zu versorgen.

Gefahr von lebensgefährlichen Stromschlägen

Große Sorgen machten der Feuerwehr die vielen überfluteten Keller. Häufig befinden sich dort Stromkästen oder Unterverteilungen. Wenn sie mit Wasser in Kontakt kommen, kann das zu Kurzschlüssen führen, was wiederum Brände verursachen kann. „Unsere Leute stehen dann da, sehen das Feuer mitten im Wasser und können nicht drankommen“, sagte Katharina Timm. In zwei Straßenzügen, Am Knie in Holthausen und in der Uhlandstraße in Sodingen, ließ die Feuerwehr deshalb mit Hilfe der Stadtwerke den Strom abschalten: Die Gefahr weiterer Kurzschlüsse und Brände sei dort zu groß gewesen. Katharina Timm warnt Bewohner deshalb eindringlich davor, die vollgelaufenen Keller selbst zu betreten: Sie könnten lebensgefährliche Stromschläge erleiden.

Vollgelaufene Keller bereiteten auch in der Bladenhorster Straße Probleme: Das Kanalverbundsystem ließ Gullydeckel hervortreten, Autos standen tief im Wasser. Etwa 200 Meter der Bladenhorster Straße wurden von der Polizei abgesperrt und konnten wegen Unterspülungsgefahr nicht befahren werden. In der Kirchstraße in Börnig schlug beim starken Unwetter außerdem der Blitz ein.

Gestern ließ sich noch nicht ausmachen, ob das Unwetter in einigen Stadtteilen besonders gewütet hatte. „Es scheint die ganze Stadt betroffen zu sein“, so Katharina Timm. Herne allerdings schlimmer als Wanne-Eickel. So zogen Anita Heinemann und ihre Kolleginnen aus der Kindertagesstätte an der Kronenstraße in Constantin ins Awo-Altenheim gegenüber, während die Feuerwehr das Wasser abpumpte, das auf das Dach drückte. Die Brandrätin ging davon aus, dass die Feuerwehr noch die gesamte Nacht über im Einsatz sein würde. Auch der Rettungsdienst war pausenlos unterwegs. Ob deren Anforderung mit dem Unwetter in Verbindung standen, konnte Timm gestern noch nicht sagen. Neben der Feuerwehr waren außerdem die Mitarbeiter vom Tiefbauamt unterwegs, um überflutete Straße zu sperren und zu sichern sowie Schäden aufzunehmen.