Die Rassetauben- und Kaninchen-Ausstellung am Wochenende in der Gaststätte „Haus Grünhoff“ in Wanne-Eickel lockte nur wenige Besucher an. Dazu passt, dass den Züchtern auch der Nachwuchs fehlt. Junge Leute haben kaum Interesse an der Ruhrpott-Tradition.
Wanne-Eickel.
Das Szenario mutet ein wenig surreal an: Ruhrpott-Originale beim Bier, es riecht noch nach dem Mittagessen, offensichtlich irgendwas mit Sauerkraut. Dazu hört man ein mehrstimmiges Gurren der Zuchttauben des Rassetaubenvereins Wanne-Eickel, die von Freitag bis Sonntag in den Nebenräumen der Gaststätte ausgestellt wurden – neben mit Rassekaninchen.
An jedem Käfig hängen die Platzierungskarten, auf denen Kriterien und Punkte aufgeführt sind. Auf einer Karte steht zum Beispiel: „Wünsche: Fester im Aftergefieder“. Die unteren Federn am Hinterteil der Taube sollten dichter stehen, erklärt Taubenzüchter Kurt Wasinski. Seit 63 Jahren ist der der 75-Jährige mit dem „Taubenvirus infiziert“ wie er sagt. Zur Zeit zählt sein Bestand 65 Tiere aus vier verschiedenen Rassen. Es sei traurig, dass die Vereine aussterben, es fände sich eben kein Züchternachwuchs, erklärt er. „In der schnelllebigen Zeit nehmen sich die jungen Leute keine Zeit dafür, die Tiere zu beobachten und ihre Eleganz zu entdecken“. Vielen fehle es auch an Platz für die Tiere, meint er.
Wenig Verständnis bei den Freunden
„Die Besucherzahlen waren mal wieder dürftig“, sagt Alfred Beyger, Kaninchenzüchter seit 1980. In seinem Verein, dem „Blüh’ auf Röhlinghausen“ seien mittlerweile nur noch vier Mitglieder aktive Züchter. Seine Enkelin, Lara Kutzig, sei eine der wenigen jungen Leute, die sich für die Kaninchenzucht begeistern können. Mittlerweile sei die 18-Jährige unter anderem Deutsche Meisterin geworden. Auch auf der Wanne-Eickeler Schau wurde sie erneut Vereinsmeisterin: „Ich denke, der Sieg ist eine Kombination von Glück und der Erfahrung meines Opas, die er an mich weitergibt.“ Außerdem seien nur vier Kaninchenzüchter angetreten, erzählt die Bochumerin bescheiden.
Ihre Freunde fänden ihr Hobby merkwürdig. Insbesondere, dass sie ihre etwa 50 Kaninchen als reine Ausstellungstiere sieht, könnten viele nicht nachvollziehen. „Wenn ich mit einem Tier nicht mehr ausstellen oder züchten kann, dann schlachtet Opa es eben und danach schmeckt’s richtig gut“, erzählt Lara Kutzig schmunzelnd. Sie will sich in Zukunft auf größeren Schauen mit mehreren Züchtern messen.