In der Adventszeit bietet die VHS Herne den Kursus „Chinesische Zeichen schreiben“ an.Dabei wurden auch Weihnachtskarten gestaltet.
Herne.
Wer dachte, dass er im dreistündi-gen VHS-Kursus „Chinesische Zei-chen schreiben“ stumm an seinem Tisch sitzen und ein Zeichen nach dem anderen aufs Papier bringen würde, hat sich getäuscht. Denn Leiterin Hua Pan-Witzel brachte ihren vier Teilnehmern weit mehr bei: chinesische Kultur etwa, Geschichte und auch die ein oder andere Anekdote.
In dem kleinen Raum mit der Nummer 208 wartete die sympathi-sche Chinesin auf ihre Teilnehmer. Jeder, der durch die Tür kam, wurde herzlich begrüßt und sofort vom Duft nach Tee, Aroma-Kerzen und frischen Plätzchen in Empfang ge-nommen. Mit den Worten „Sollen wir uns duzen?“ startete Hua Pan-Witzel, die bereits seit zehn Jahren Chinesischkurse in der VHS gibt. Ihr Repertoire hat sie in den vergangenen Jahren um Kurse wie „Kalligrafie“ und „Chinesische Zeichen“ erweitert.
„Wir haben im letzten Jahr schon einen dreitägigen Workshop bei Hua gemacht“, erzählt Antje Hoyer-Bracke, die auch diesen Kurs wieder gemeinsam mit Freundin Alexandra Schriver besuchte. Um schmunzelnd anzufügen: „Da ging es um Kalligraphie, das war so entspannend, da braucht man keinen Therapeuten mehr.“
Bevor es ans Schreiben der Zeichen ging, stand kurz die Geschichte der Schrift auf dem Plan. „Chinesische Zeichen gibt es seit etwa 4000 Jahren“, berichtet Pan-Witzel sichtlich stolz auf die lange Tradition ihrer Heimat, „vereinheitlicht wurden sie vor ca. 2000 Jahren, als China das erste Mal vereinigt war“. Die Zeichen hätten sich aus Zeichnungen entwickelt, was sie am Zeichen für „Sonne“ zeigte: Aus dem Kreis mit einem Punkt in der Mitte entwickelte sich im Laufe der Jahre ein Rechteck mit einem Querstrich. „Die chinesische Schrift ist nicht geschwungen, sondern eckig“, erklärt die Chinesin, die seit 25 Jahren in Deutschland lebt, als ein Teilnehmer sich an den Zeichen versuchte und sie, typisch deutsch, etwas zu geschwungen an die Tafel brachte.
Niemand kennt alle Zeichen
Etwa 30 Grundstriche gibt es im Chinesischen, aus denen sich die etwa 50 000 Zeichen zusammensetzen. Alle beherrsche aber keiner, in der Schule lerne man um die 2000, so Pan-Witzel – und das durch üben, üben, üben. Ein Akademiker beherrsche vielleicht 5000.
Interessant ist auch, dass nicht nur die Deutschen Rechtschreibreformen über sich ergehen lassen mussten, sondern auch die chinesische Regierung der 50er Jahre ihre Zeichen veränderte. „Die Politik wollte unsere Schrift vereinfachen, indem sie bei manchen Zeichen einfach ein paar Striche wegließ“, berichtet Pan-Witzel. „Das galt aber nur für die Volksrepublik China, nicht etwa für Taiwan. Dort schreibt man immer noch traditionell.“
In der Schreibkunst sind es noch immer die traditionellen Zeichen, die genutzt werden. „In China ist ein Bild eines schön geschriebenen Schriftzeichens so teuer wie hier ein Monet oder Picasso“, sagt die Expertin. „Wenn das nicht ein Grund ist, diese Kunstform zu erlernen“ witzeln Teilnehmer.
Mit verschiedenen Strichen, die einer festen Reihenfolge unterliegen, schreiben die Teilnehmer Zeichen wie „feng“ oder „shui“ auf ihr in Kästchen unterteiltes Papier. Diese dürfe man nie ausfüllen, so Pan-Witzel, man müsse der Schönheit ihren Platz lassen, heiße es in China.
Dann geht es an die mitgebrachten Karten, die mit chinesischen Zeichen verziert werden. „Frohe Weihnachten“ oder „Happy Birthday“ wird auf die Vorderseite gezeichnet. Besonders schön kann auch eine Mischung aus deutscher und chinesischer Schrift sein, wie die Kursleiterin an Beispielen zeigt. Eine Idee, die die Teilnehmer sicherlich – neben den erstellten Karten und viel neuem Wissen – mit nach Hause genommen haben.