U-Bahn-Schläger, World of Warcraft, Komasaufen – wenn die Jugend im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht, dann häufig in negativem Zusammenhang. Dass junge Menschen nicht nur nach dem Ellenbogen-Prinzip und im Hauruck-Verfahren durchs Leben gehen, sich stattdessen durchaus Gedanken über sensible Themen machen – davon legt ein Buchprojekt Zeugnis ab.
Herne/Wanne-Eickel.
„Leben bis zuletzt“ heißt die Lektüre, die jetzt in einer kleinen Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Ort war das Lukas-Hospiz an der Jean-Vogel-Straße. Das macht doppelt Sinn. Denn zum einen ist die Publikation vor allem eine Sammlung von Schüler-Texten über Sterben und Tod, zum anderen war es das Lukas-Hospiz, das den Auftrag zu dem Projekt gab.
Der Journalist Gerd Felder hatte dem Lukas-Hospiz im Dezember 2010 angeboten, das Projekt gemeinsam mit Herner und Wanne-Eickeler Schülern durchzuführen, mit dem Ziel einer Buchveröffentlichung. Bei der Leiterin der Einrichtung Anneli Wallbaum fand er mit seiner Idee ebenso offene Ohren wie bei Geschäftsführer Gisbert Fulland.
Als „zunächst eher mager und schleppend“ beschreibt Felder dagegen die Resonanz der Schulleiter und Lehrer, die er kontaktierte. Am Ende machten doch über 400 Schülerinnen und Schüler aus 22 Klassen und zehn Schulen mit.
In den Fußgängerzonen befragten Hauptschüler und Gymnasiasten Passanten zur ihrem Wissenstand über Hospize im Allgemeinen und das Lukas-Hospiz im Besonderen. Auch wie es um die traditionellen, religiösen Einstellungen bestellt sei, wollten die Kinder dabei herausbekommen. Eher mau – so das Ergebnis. Wichtige Punkte im Projekt waren Besuche der Kinder und Jugendlichen im Lukas-Hospiz. Darüber hinaus beschäftigten sie sich im Unterricht mit den Themen Sterben und Tod. Der Suizid des Torwarts Robert Enke war ebenso Gegenstand der Gespräche wie die Loveparade-Katastrophe.
Alle Erkenntnisse und Eindrücke, vor allem aber die persönlichen Empfindungen, frei heraus und ungeschminkt geschildert, machen die Beiträge und somit das ganze Buch zu einer sehr authentischen, lesenswerten Lektüre. So konstatiert Zehntklässler Raphael Walch: „Die Gäste im Hospiz warten nicht einfach auf den Tod. Oft werden sie auf besondere Weise wieder ,lebendig’.“
Es wirkten mit: die Realschulen an der Burg und Sodingen, die Gymnasien Eickel, Wanne, Pestalozzi, die Gesamtschulen Erich-Fried, Mont-Cenis und Wanne-Eickel, Freiherr-vom-Stein-Hauptschule und Hiberniaschule. Buchpreis: 12,90 €,
ISBN 978-3-89960-378-1