Zum offizien Start des Projektes am Montag lud die Stadt Vertreter von Moscheen, Integrationsrat, Schulen, Trägern sozialer Netzwerke und Vereinen in das Rathaus.
Dinslaken.
Vor drei Wochen ging das Landesprogramm „Wegweiser“ bereits offiziell in Duisburg an den Start (die NRZ berichtete), doch, so Bürgermeister Michael Heidinger, finde „die eigentliche Arbeit vor Ort statt“. Und so lud die Stadt gestern Vertreter von Moscheen, Integrationsrat, Schulen, Trägern sozialer Netzwerke und Vereinen zur Eröffnung des lokalen Wegweiser-Projektes ins Rathaus.
„Wir dürfen keine Wunder erwarten“, machte Volker Grans, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes, unter dessen Leitung das Projekt durchgeführt wird, klar. „Der überwiegende Teil der Jugendlichen, die sich dem gewaltbereiten Salafismus zuwenden, sind Migrantenkinder. Doch sie alle sind Deutsche in der dritten oder gar vierten Generation. Und es gibt nicht nur den kleinkriminellen Gesellschaftsverlierer, sondern unter ihnen sind auch Intellektuelle aus gutsituiertem Elternhaus.“
Eine Heimat finden, sich angenommen fühlen, das müsse die Gesellschaft den jungen Menschen bieten. Bildungschancen müssten geboten werden, Ausbildungs- und Arbeitsplätze, für die, die sich abgehängt fühlten. „Wegweiser ist keine neue Form der Jugendarbeit, auch keine Konkurrenz zur bestehenden, Wegweiser soll nur eine Facette bearbeiten, die aber immer wichtiger wird.“ Wegweiser sei kein Aussteigerprogramm, das sei beim Innenministerium angesiedelt, das Projekt wolle vielmehr jungen Menschen helfen, die sich dem extremen Salafismus zuwenden und dahin abzugleiten drohen. Zielgruppen im Umfeld seien auch Eltern, Erzieher und im sozialen Bereich Tätige.
Hilfe, Beratung, Prävention – und zwar Träger übergreifend, damit habe man in Dinslaken bereits gute Erfolge erzielt, berichtet Bürgermeister Heidinger, gewaltbereiter Salafismus und religiös geprägte Kriminalität seien keine kurzfristige Sache, „sie wird uns lange begleiten, daher müssen wir gegensteuern und zwar alle“.
Gewaltbereite Salafisten seien Produkte unserer Gesellschaft, so Landrat Ansgar Müller, Salafismus wie auch überhaupt Extremismus habe scheinbar einfache Antworten auf alle Lebensfragen junger Menschen. „Wir müssen jungen Menschen einen Weg aufzeigen, wie sie mit ihren Lebensansprüchen ihren eigenen Weg finden können.“ Auch Anke Mönter vom Innenministerium erachtet den Kampf gegen den gewaltbereiten Salafismus als wichtiger denn je. Prävention, wie im Projekt Wegweiser vorgesehen, setze darauf, Jugendliche nicht an den Extremismus zu verlieren.
Erreichbarkeit über Kinderschutzbund
Das Landesprogramm Wegweiser richtet sich an Jugendliche, die sich dem extremen Salafismus zuwenden und abzugleiten drohen. Wer und wo die praktische Arbeit vor Ort geleistet wird, bleibt aus Personenschutzgründen geheim. Die Hotline-Nummer wird, sobald freigestellt, veröffentlicht. Bis dahin gilt die Nummer des Kinderschutzbundes: 02064/437101.