Der Förderverein des St. Vinzenz-Hospitals stiftete für 10 000 Euro ein digitales Musikinstrument.Die alte Orgel gab nach 30 Jahren keinen Ton mehr von sich.
Dinslaken.
Jahrhundertelange Orgelbautradition, handwerkliche Perfektion und wertvolle Materialien machen die Pfeifenorgeln zur Königin der Musikinstrumente und Kirchenschiffe zu fantastischen Konzertsälen. Paul Beszynski ist seit 20 Jahren Organist an St. Vincentius und für ihn ist natürlich eine Pfeifenorgel das Nonplusultra. Etwas anderes in einer Kirche – ein Frevel. Dennoch schwebt Paul Beszynski nun im siebten Orgelhimmel und diese Zuneigung gehört nicht etwas einer Pfeifen-, nein, sie gehört einer Digitalorgel und die steht in der Krankenhauskapelle im St. Vinzenz-Hospital.
„Die Besucher sind begeistert vom Klang der neuen Orgel. Aber vor allem ist sie ganz toll zu spielen“, schwärmt der Kirchenorganist. „Wenn unsere Kirche im Winter zu kalt ist, dann kann ich hier in der Kapelle üben. Hier ist’s wärmer“, sagt er lachend. Wie kommt er nun zu seiner neuen Liebe? „Die Kapelle gehört zum Dienstbereich der Pfarrgemeinde“, holt Paul Beszynski in seinen Erklärungen aus. „Hier finden regelmäßig Gottesdienste statt, nicht nur für die Kranken, sondern für die gesamte Gemeinde. Ob Entlassgottesdienste oder Messen bei Neueinstellungen. Auch als Ort der Stille wird die kleine Kapelle gerne genutzt.“ Darüber hinaus sei sie bei Goldjubilaren und Hochzeiten ein beliebter Ort, wenn dem Feste nur wenige Gäste beiwohnen. Dann wirkt es eben in der Kapelle gemütlicher als in einem großen Kirchenschiff.
Keine Wartung
Nur die alte Orgel, die brachte es einfach nicht mehr. 30 Jahre hatte sie treu und brav ihre Pflicht getan, doch vor rund zwei Jahren wollte sie nicht mehr so recht. „Die Töne kamen entweder gar nicht mehr oder sie gingen nicht mehr weg“, erzählt Organist Beszynski.
Das Pedal hatte ebenfalls seinen Dienst eingestellt, die Auswahl der Stücke war dadurch zwangsläufig sehr begrenzt. Ein Fall für den Förderverein des St. Vinzenz-Hospitals, der seit mehr als 50 Jahren zum Wohle des Krankenhauses und seiner Patienten agiert. Rund 10 000 Euro hat sich der Verein die Orgel kosten lassen, eine Digitalorgel der Firma Kisselbach aus Köln. „Die Technik ist das Beste auf dem Markt“, schwärmt der Kirchenmusiker. Für einen Laien sei der Unterschied zum Klang einer Pfeifenorgel kaum hörbar.
Beszynski selber allerdings spürt den Unterschied, doch „ich kann damit leben“. Vorteil einer solchen digitalen Orgel: Sie bedarf keiner Wartung, denn einen Verschleiß gibt es praktisch nicht, während eine Pfeifenorgel zweimal im Jahr durchgecheckt werden muss. Das mache eine traditionelle Orgel für eine Kapelle zu teuer.
Für Konzerte geeignet
Der Kirchenmusiker wagt sich sogar noch weiter, wenn er verspricht: „Selbst für ein kleines Konzert wären sowohl die Kapelle als auch die Orgel geeignet.“ Ein Gedanke, der laut ausgesprochen, sogleich in den Köpfen der Fördervereinsvorstandsmitglieder Matthias Russ, Helmut Böing und Dr. Christoph Tenhagen Gestalt annimmt.
Das wäre doch was. Denn, so der Kirchenmusiker, mit seiner digitalen Orgel könne jeder Ton aufgenommen und digital wiedergeben werden. „Nur spielen muss ich noch allein“, so Beszynski schmunzelnd. Doch bei aller neuen Zuneigung – auf seine Pfeifenorgel möchte Paul Beszynski dennoch nicht verzichten. „Pfeifenorgeln sind nicht nur einfach Musikinstrumente, sie sind wahre Kunstwerke.“