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Weißer Hai und Wuschelhaar

Weißer Hai und Wuschelhaar

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Foto: WP

Olsberg. 

„Iiieeh, guck mal, da kommt ganz viel Spucke raus!“ Tja, das haben Blasinstrumente nun mal so an sich. Gestern Morgen hat das Synergy-Brass-Quintett aus den USA ein Konzert speziell für junge Leute in der Olsberger Konzerthalle gegeben.

Salopp gesagt: Es ist Stimmung in der Bude. 400 Schüler warten, dass es losgeht. Und nach zwei Wochen Herbstferien haben sie sich viel zu erzählen. Murmelmurmel, Gemurmel. Da muss sich der Hausherr, Bürgermeister Wolfgang Fischer, etwas Gehör verschaffen, um die Schüler zu begrüßen. Er selbst habe es in seiner Jugend nur zum Fußballspieler geschafft; heute bedauere er, dass er kein Instrument spielen könne. Kein Problem: Das beherrschen die fünf Musiker, die nach ihm die Bühne betreten, aus dem Effeff. Zwischen 250 und 300 Mal im Jahr steht „Synergy Brass“ auf der Bühne. Beim Blechbläserfestival „Sauerland-Herbst“ ist die Gruppe gleich dreimal dabei. Samstagabend haben sie vor ausverkauftem Haus bei der Firma Paul Köster in Medebach gespielt, in Sundern waren sie und einen Workshop gaben sie auch noch.

Sehr nett und anschaulich haben Bläserensembles wie „Rennquintett“ oder „Sonor Brass“ schon diverse solcher Kinderkonzerte gestaltet. Mit Gartenschlauch und so. Die Amerikaner machen das ganz anders, weniger liebevoll. Gleich zu Beginn wird das Klatschen und Fußstampfen einstudiert – und zwar in Form des Queen-Klassikers „We will rock you“. Ja, und dann spielen sie einfach drauf los. Ein bisschen Mozarts „Kleine Nachtmusik“, ein wenig Hummelflug von Chatschaturjan. Alles sieht so leicht aus. Keine Noten, alles aus dem Kopf gespielt.

Der „pädagogisch wertvolle“ Part kommt eine Idee zu kurz. Da hätte man mehr machen können. Vielleicht liegt’s daran, dass die Musiker kein Wort Deutsch sprechen. Aber das Quintett versteht es dennoch, die Kinder zu erreichen. „Do you know this – kennt ihr dies?“ Klar, das ist die Fanfare aus dem Krieg-der-Sterne-Klassiker „Star wars!“ und den Song von John Williams kann natürlich jeder mitsummen. Etwas schwieriger wird es, als der Tubist in die Filmkiste greift und ozeanische Tieftöne anstimmt. Das ist doch, das ist doch – richtig „Der weiße Hai!“

Der eigentliche Clou des Vormittags ist für die Kinder der Hornist Jon Hurrell, der mit seiner krausen Mähne ein wenig an Angelo Branduardi in seiner Bestzeit erinnert. Leichtfüßig hüpft er mit seinem Instrument von links nach rechts und wippt mit Kopf und Löwenmähne. „Echt cool, die Frisur“, raunt ein Mädchen seiner Sitznachbarin zu. Aber auch Trompeter Bobby Thorp bekommt Sonderapplaus, als er im Stil von Louis Armstrong das Instrument so richtig überbläst und quieken lässt.

Wie gesagt: Ein wenig mehr Erklärungen zu den Instrumenten oder zur Musik wäre lehrreich gewesen. Da gab’s schon Besseres. Unterhaltsam ist es trotzdem. Wegen der „Musikstunde“ auf Englisch war das Konzert eigentlich erst für junge Leute ab 12 Jahren gedacht. Aber auch einige Grundschüler haben sichtlich Spaß und leichte Verständigungsschwierigkeiten. Als Bobby Thorp den Posaunisten Jordan Witt antreibt, doch noch „a little faster“ – also etwas schneller zu spielen – meint einer der jungen Zuhörer zu seinem Freund: „Was meint denn der mit Förster?“