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Vor 60 Jahren begann der Kleinbahn-Abriss

Vor 60 Jahren begann der Kleinbahn-Abriss

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Foto: Privat
Stolze 60 Jahre ist es morgen, Sonntag, auf den Tag genau her, da begannen die Abriss-Arbeiten der Kleinbahn Steinhelle-Medebach. Vergessen ist die Bahnverbindung auch heute keineswegs dank vieler Freunde der Heimatgeschichte, die immer wieder begeistert von ihr erzählen oder sie sogar mittels einer liebevoll gebauten Modellanlage zumindest im Miniaturformat wieder zum Leben erwecken.

Medebach. 

Stolze 60 Jahre ist es morgen, Sonntag, auf den Tag genau her, da begannen die Abriss-Arbeiten der Kleinbahn Steinhelle-Medebach. Vergessen ist die Bahnverbindung auch heute keineswegs dank vieler Freunde der Heimatgeschichte, die immer wieder begeistert von ihr erzählen oder sie sogar mittels einer liebevoll gebauten Modellanlage zumindest im Miniaturformat wieder zum Leben erwecken.

Bemühungen für eine Bahn seit 1870

Zur Geschichte: Seit 1870 hatten sich die politischen Vertreter in der Region bemüht, den wirtschaftlich schwachen Südkreis mit einer Eisenbahn zu erschließen. Ursprünglich sollte nach mehreren Vorschlägen die Route der ehemaligen „Heidenstraße“ verfolgt werden, aber landschaftliche Schwierigkeiten ließen den Bau einer Normalspur nicht zu. Die Kosten für eine Normalspur betrugen damals 100.000 Mark je Kilometer, während eine Schmalspurbahn nur 40.000 Mark kostete. Mit einem Stammkapital von 1,2 Millionen Mark, zu je einem Drittel vom damaligen Staat Preußen, dem Provinzialverband Westfalen und dem Kreis Brilon finanziert, wurde der Bau der Bahn umgesetzt.

Die Schienen der Kleinbahn wurden von Steinhelle bis Niedersfeld auf der Landstraße verlegt, während von Niedersfeld bis Medebach die notwendigen Grundstücke von den anliegenden Dörfern kostenlos zur Verfügung gestellt werden mussten. Die Gesamtstrecke betrug 36,5 Kilometer. Zunächst war vorgesehen, die Bahn direkt von Steinhelle über Küstelberg nach Medebach zu bauen. Dagegen wehrten sich aber die Dörfer der Grafschaft, die natürlich auch einen Bahnanschluss haben wollten.

Die Loks wurden verschrottet

Ein weiterer Wunsch war, die Bahn von Oberschledorn nach Medebach und nach Korbach zu führen. Dies wurde aber nie realisiert. Eine Besonderheit war die Bahnstrecke zwischen Küstelberg und Deifeld. Hier mussten auf eine Länge von 4,5 km insgesamt 140 Höhenmeter überwunden werden. Dies wurde mit einer doppelten Spitzkehre geregelt, die einmalig in Europa war.

Beim Abriss standen zum Verkauf an: Drei Heißdampflokomotiven je 40 to, ein Dieseltriebwagen, 20 offene Güterwagen, 12 Rungenwagen, 15 gedeckte Güterwagen und vier Personenwagen. Die Loks kamen zur Verschrottung nach Salzgitter, der Triebwagen fuhr noch einige Jahre auf der Garthetalbahn bei Hannover. Einige Güterwagen bzw. Teile davon fahren noch heute bei der Steiermärkischen Landesbahn in Graz. Der gesamte Abriss kostete 475.000 DM.

Versprechen immer gehalten

Der Kreistag in Brilon stimmte dem Abriss am 5. Mai 1953 zu unter der Voraussetzung, dass gleichzeitig die notwendigen Vorkehrungen getroffen werden, um den Verkehr für Medebach, die Grafschaft und die anderen betroffenen Gemeinden sicherzustellen. Oberkreisdirektor Steinecke erinnert besonders an die Straßen nach Medelon und Münden. Fazit: Die Kleinbahn hat ihre Versprechen immer gehalten. Erstaunlich ist, dass die nicht mehr vorhandene Bahn heute noch einen guten Ruf hat. Inzwischen wurde vier Bücher/Broschüren gedruckt. Eine Gruppe des Heimat- und Geschichtsvereins hat die Bahn als Modell zwischen Medebach und Grönebach ausgebaut, ein Wanderweg auf gesamten Strecke wird zurzeit erarbeitet.

Die Streckenabschnitte wurden wie folgt eröffnet: Am 1. Mai 1902 von Steinhelle nach Niedersfeld, am 15. Juni 1902 von Niedersfeld nach Küstelberg, am 24. November 1903 von Küstelberg nach Oberschledorn und am 1. Mai 1903 von Oberschledorn nach Medebach.

Der Übergang zur Reichsbahn war in Steinhelle, allerdings passten die Spurbreiten nicht, so dass alle Güter wie Grubenholz etc. in Steinhelle umgeladen werden musste. Die kalkulierten Umladekosten wurden mit zwei Mark pro Doppellader angegeben. Eine Fehleinschätzung, wie sich später herausstellte.