120 Teilnehmer aus 12 Nationen beschäftigen sich zurzeit in WInterberg mit der Sprache Esperanto.
Winterberg.
Sie kommen aus Belgien, Frankreich, Litauen, Ungarn, Indien oder Deutschland. Und trotz unterschiedlicher Herkunft sprechen alle dieselbe Sprache. Und zwar Esperanto. Noch bis Freitag läuft die 31. Internationale Frühlingswoche des Deutschen Esperanto-Bundes im Hostel „Erlebnisberg Kappe“. Zaungäste sind nach Voranmeldung „bonvena“ – also willkommen.
Petra Dückershoff ist gefragt: Sie weiß, in welchem Raum gleich der Zumba-Kursus läuft, wo gerade T-Shirts bedruckt oder Lieder einstudiert werden. Aber die 46-jährige Bochumerin, die zum Organisationsstab dieses Familientreffens gehört, hilft auch bei kleinen Wehwehchen. Und selbst wer als Besucher der Sprache nicht mächtig ist, kann bei genauem Hinhören verstehen, wenn jemand mit „Kapdoloro“ zu ihr kommt und mit einer Kopfschmerztablette wieder geht.
Das Veranstaltungsprogramm der Internationalen Frühlingswoche ist alles andere als ein prall-gefüllter Stundenplan mit Sprachkursen. Alle Teilnehmer kennen bzw. können Esperanto und genießen es, sich trotz geographischer Grenzen und kultureller Unterschiede fließend miteinander in ein und derselben Sprache zu unterhalten und gemeinsame Hobbys zu pflegen. Deutsche, Bulgaren und Spanier baldowern für den Sommer eine Radtour aus. Kinder, die Esperanto zum Teil als Mutter- bzw. Vatersprache erlernt haben, basteln eine Bildergeschichte und gerade öffnet das 3-D-Kino seine Tore. Aus mehreren gestapelten Knautsch-Ledersofas wurde ein amphitheatermäßiger Kinosaal gebaut. Filme, die hier laufen, sind natürlich in Esperanto untertitelt.
Eigentlich ist Petra Dückershoff Sekretärin an der Ruhr-Uni Bochum. Als sie vor langer Zeit einen Esperanto-Kursus an der Volkshochschule mitmachte, ahnte sie nicht, dass die Sprache ein Stückweit auch ihre Sicht auf die Welt verändern würde. „Das Ganze ist ja kein Hexenwerk. Man kann das wirklich schnell lernen: Die Endung „ilo“ an einem Wort steht zum Beispiel immer für das Werkzeug. Damit kann man sich zur Not helfen. Ein Strohhalm wäre also ein ,Trink-ilo’. Letztlich ist die Sprache aber sogar nebensächlich; es geht vielmehr um menschliche Beziehungen.“
„La hobito“
Wer Esperanto spricht und z.B. ins Ausland reist, würde in der Regel kein Hotel reservieren, sondern seine Unterkunft über die Plattform „Passporte-Servo“ buchen. Ähnlich wie „Couchsurfing“ ist auch das eine Art Gastfreundschaftsnetzwerk. „Sie machen in einem fremden Land Urlaub und treffen dort Leute, mit denen sie eine gemeinsame Sprache haben. Esperanto bietet ganz andere Möglichkeiten das Gastland kennenzulernen.“ Daher ist auch das Treffen in Winterberg eigentlich ein Familientreffen, ein Ferienangebot ein internationaler Austausch.
Wie viele Menschen weltweit Esperanto sprechen, weiß Petra Dückershoff nicht. Eine Zahl von 100 000 kursiert. Aber sogar Buchverlage sind inzwischen aufmerksam geworden. Daher gibt es auch einen großen Büchertisch im Hostel. Vielleicht ist ja „La Hobito“ (Der Hobbit) oder „La cashundo de la Baskerviloj“ (Der Hund von Baskerville) ein guter Einstieg?