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Spendenverbleib nicht lückenlos belegbar

Spendenverbleib nicht lückenlos belegbar

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Foto: WP
Kritisch hinterfragt wird inzwischen die Philippinen-Hilfe, die nach dem schwerenTaifun Haiyan angelaufen war.

Altkreis. 

„Auf den Taifun folgte die Welle der Hilfsbereitschaft“ – so lautete vor wenigen Wochen der Titel in der Westfalenpost. Wir berichteten rückblickend über die Hilfsaktion des Philippinischen Frauenclubs im HSK. Im Mittelpunkt stand dabei die langjährige Vorsitzende des Clubs und Galionsfigur dieses Hilfsprojektes, Marietta Esteban-Richter aus Antfeld. Der Club der Philippinischen Frauen distanziert sich inzwischen von der 68-Jährigen, die auch nicht mehr ihre Vorsitzende ist. Die Frauen kritisieren, dass nur sie allein wisse, wohin genau die Spenden gelangt seien. Außerdem vermissen sie bis heute eine lückenlose Auflistung darüber.

Kritik: Vorschläge ignoriert

Die neue Vorsitzende Edna Burg und die Schriftführerin Visitacion Honselmann erklärten stellvertretend für den Club, nach aufwändigen Recherchen wisse man mittlerweile, dass insgesamt rund 65 000 Euro an Spendengeldern zusammengekommen seien – und nicht nur 60 000 Euro. „Von dieser Summe wurde im Rahmen des Aufenthalts von Frau Esteban-Richter auf den Philippinen aber bisher nur etwa die Hälfte zielgerichtet verwendet.“ Vorschläge der beiden Begleiterinnen – unter ihnen Frau Honselmann – wie mit dem Geld schnell und effektiv hätte Hilfe geleistet werden können, seien ignoriert worden.

Ihr Vorwurf: „Die andere Hälfte der Gesamtsumme wurde vor Ort gar nicht eingesetzt, obwohl sinnvolle und dringend notwendige Hilfsmaßnahmen ohne viel Aufwand hätten gestartet werden können.“ Ein Teil des Bargeldes sei wieder nach Deutschland zurückgebracht worden. Auf mehrfache Nachfrage nach dem Verbleib der Spenden, so Visitacion Honselmann, Lilian Büchse und vier weitere Filipinos, sei sogar ein Teil des Geldes an die Spender zurückgegeben worden. In einem Fall über 5000 Euro in bar. Diese hätten dann wiederum zum Teil ihrerseits Geld auf die Philippinen transferiert, so dass – wenn auch mit einem Jahr Verspätung – eigene Hilfsmaßnahmen eingeleitet wurden.

Ungereimtheiten

Was die philippinischen Frauen besonders ärgert: Lediglich drei Container seien auf die vom Taifun besonders schlimm betroffenen östlichen Katastrophengebiete verschifft worden. Der vierte sei in die Provinz Pangasinan gegangen. Die liegt gute 1000 Kilometer weiter nördlich, war nicht vom Taifun betroffen und ist die Heimat von Marietta Esteban-Richter. Visitacion Honselmann: „Die kostenintensive Zollabfertigung dieses Containers wurde aus den für die Taifunopfer gesammelten Spendengeldern bezahlt.“

Außerdem legen die Philippinischen Frauen in einem Schreiben an unsere Zeitung Wert auf die Feststellung: „Die Verteilung der Hilfsgüter aus dem Container für Tacloban wurde vor Ort allein und eigenverantwortlich von einer der beiden Begleiterinnen, nämlich Frau Büchse, organisiert.“ Die Hilfsgüter aus dem zweiten Container für Iloilo seien durch Einheimische und nicht durch Frau Richter verteilt worden.

Die Frauen betonen, dass sie keinen persönlichen Groll gegen ihre langjährige Vorsitzende hegen. Es gebe aber viele Ungereimtheiten, wenig Transparenz und wenig Bereitschaft diese zu schaffen.

Letztendlich sei im Namen des Philippinischen Frauenclubs gesammelt worden, daher müsse der auch Klarheit haben. Ein Teil der Spenden ist auf dem Konto der Bigger Pfarrgemeinde gelandet und nachvollziehbar. Ein anderer Teil wurde bar oder über das Privatkonto der damaligen Vorsitzenden abgewickelt. Dies geschah, weil der Club kein eingetragener Verein ist und nur ein Sparbuch und kein Giro-Konto hatte.

Marietta Esteban-Richter bedauert die Unstimmigkeiten. „Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und mich nie persönlich bereichert.“ So dankbar und froh sie über die Resonanz gewesen ist, scheint es, als habe die Welle der Hilfsbereitschaft die 68-Jährige offenbar überrollt und überfordert. Aufgrund der Fülle an Sachspenden, die im Olsberger Krankenhaus angenommen, sortiert, verpackt und zwischengelagert werden mussten sowie wegen der unerwartet vielen Geldspenden, die über unterschiedliche Kanäle eingingen, habe sie es versäumt, von Anfang an eine detaillierte Abrechnung zu erstellen.

Mit Aufgaben überfordert?

Der Wunsch, ihren Landsleuten helfen zu wollen, habe sie immer angetrieben. Vielleicht habe sie sich auch in eine Rolle hineindrängen lassen, der sie gerne gerecht werden wollte, der sie letztendlich nur bedingt gewachsen gewesen sei. Vielleicht habe es auch unterschiedliche Vorstellungen davon gegeben, wie die Spenden sinnvoll verteilt werden sollten. „Ich verstehe nichts von Buchhaltung. Den Vorwurf muss ich mir leider gefallen lassen. Wenn etwas schief gelaufen ist, dann nicht aus böser Absicht heraus oder um jemandem zu schaden“, sagt Marietta Esteban-Richter.

Seit 1991 macht sich die 68-Jährige für ihre Landsleute auf den Philippinen stark. Seit 2010 wurden Hilfscontainer beladen und verschickt. Für den Container, der nicht in das Taifungebiet gegangen ist, sondern nach Pangasinan, habe sie schon vor dem Taifun gesammelt.

Wenn die noch verbliebenen Sammelgüter von Olsberg aus die Philippinen erreicht haben, wird das die letzte Hilfsaktion unter Federführung von Mariette Esteban-Richter gewesen sein.