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Erste Sekundarschule kann kommen

Erste Sekundarschule kann kommen

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Foto: WP

Olsberg. 

Der Rat hat es einstimmig beschlossen: Olsberg soll ab dem nächsten Schuljahr eine Sekundarschule bekommen, die erste im Altkreis Brilon. Ausgerechnet in 2012, ihrem 50. Jubiläumsjahr, wird damit die Auflösung der Realschule Olsberg eingeleitet. Das gleiche Schicksal trifft die Hauptschule.

Ab dem Schuljahr 2012/13 soll es die neue Sekundarschule geben, vorausgesetzt, die Bezirksregierung stimmt dem Antrag zu, der nächste Woche in die Post geht. Ihm liegt alles Erforderliche bei, vom O.K. der Nachbarkommunen und befragter Eltern bis zum Lern- und Raum-Konzept.

Die jetzigen Schüler werden im alten System weiterunterrichtet, so dass die Auflösung erst mit Ende des Schuljahres 2016/17 vollzogen ist. Es wird also parallel drei Schulsysteme und zugehörige Lehrerkollegien geben. „Endlich können wir auf eine Verlässlichkeit von 12 Jahren setzen“, steht Bürgermeister Wolfgang Fischer mit dem gesamten Rat voll hinter dem Konzept der Sekundarschule.

Auch ihm falle als ehemaligem Realschüler deren Auflösung nicht leicht, spielte er auf die Tatsache an, dass sich die Realschulkonferenz mit 12:6 Stimmen gegen die Auflösung entschieden hatte. „Ein Argument gegen die Sekundarschule war in unserer Diskussion immer, dass im ländlichen Raum viele Eltern für ihr Kind den gebundenen Ganztag auch noch gar nicht wollen“, erklärt Realschulleiter Michael Aufmkolk. Drei Tage in der Woche wird es verpflichtend Nachmittagsunterricht in der neuen Schule geben. Auch in seiner Brust schlügen zwei Herzen, so Aufmkolk, denn es tue ihm Leid für das Modell Realschule, das ja über viele Jahre ein Erfolg gewesen sei. „Aber wir müssen uns den Gegebenheiten stellen und da ist die Sekundarschule sicher eine gute Antwort.“

Alle bisherigen Abschlüsse blieben ja bestehen, ergänzt der Bürgermeister. Und mit Blick in die Zukunft müsse dieser Schritt sein. „Nun muss kein Kind mehr an Olsberg vorbeifahren“, spricht er die gymnasiale Ausrichtung an. Denn zum Konzept gehört eine Kooperation mit dem Olsberger und mit anderen Berufskollegs des Hochsauerlandkreises. Jeder Schüler der Sekundarschule, der ein Abitur anstrebt, soll einen Platz an diesen Kollegs sicher haben.

Wahlweise kann er bzw. sie aber auch auf ein Gymnasium wechseln. „Dem Kreistag liegen aktuell Anträge auf neue Bildungsgänge der Kollegs vor, zum Beispiel die Ausbildung zur Erzieherin mit angeschlossenem Abitur“, erklärte Hiltrud Schmidt (CDU) , was die Kooperation ermöglichen kann.

Befragungen waren der Ratsentscheidung vorausgegangen: Insgesamt hatten 61 Prozent der Eltern von Grundschulkindern der Klasse 3 und 4 angegeben, ihr Kind auf eine Sekundarschule schicken zu wollen (Rücklaufquote der Bögen: ebenfalls 60 Prozent).

Die Hauptschulkonferenz – wie bei der Realschule zusammengesetzt aus Lehrern, Eltern und Schülern – hatte sich einstimmig für das neue Modell ausgesprochen. Hier gab es keine Wahl: „Wir würden im nächsten Schuljahr keine Klasse mehr vollbekommen“, schilderte Elisabeth Nieder, allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters, die prekäre Lage. Anders an der Realschule, die sicherlich noch über einen größeren Zeitraum mit genügend Schülern hätte weitergeführt werden können.

Michael Aufmkolk hat gemeinsam mit Hauptschul-Konrektorin Ingelore Kügler das neue Konzept entwickelt. Ein Blick auf das (lehrer)volle Besucherpodium und eine Plauderrunde im Treppenhaus des Rathauses zeigte: Die Pädagogen beider Schulen gehen sehr kollegial miteinander um.

„Die Sekundarschule ist eine eigene Schulform, auf die im Grund alle Schüler gehen können. Jeder wird nach seinen Fähigkeiten individuell gefördert, das heißt er kann in Mathe auf Gymnasialniveau lernen, während er in Englisch den Grundkurs besucht“, so Kügler. Hier werde mehr möglich, besonders auch für die einstigen Hauptschüler.

Die neue Schule soll – gemäß der prognostizierten Schülerzahlen – dreizügig sein. Die Klassen 5 und 6 werden gemeinsam „integrativ“ unterrichtet. In der „teilintegriertten“ 7 und 8 gibt es gemeinsamen Unterricht auf zwei Leistungsniveaus, gleichzeitig sind erste Profilbildungen in Fächern (Sprachen, Naturwissenschaften,….) angesagt. „Kooperativ“ ist das neue Schulmodell in den Jahrgängen 9 und 10. Die Klassen bilden sich abschlussbezogen, Praktika werden je nach Niveau unterschiedlich organisiert.