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Waffennarr schoss scharf in Richtung Ermittler

Waffennarr schoss scharf in Richtung Ermittler

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Foto: WR

Olpe/Attendorn. 

War es eine Räuberpistole des Waffennarrs oder die Wahrheit? Eineinhalb Stunden versuchte das Olper Schöffengericht diese Frage zu klären, am Ende musste man die Waffen strecken. Nun gibt es einen neuen Termin: mit zwei weiteren Zeugen und auch einem psychiatrischen Sachverständigen.

In der Anklage hatte Oberstaatsanwalt Johannes Daheim dem 59-Jährigen Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Bei einer Durchsuchung von Haus und Wohnung am 30. September 2010 in Attendorn und Solingen stellten die Beamten ein ganzes Waffenarsenal sicher: Revolver, Pistolen, Laufstücke von Maschinengewehren, Messer und jede Menge Munition. „Wenn man das alles bringen würde, was bei ihm gefunden wurde, dann hätte man einen kleinen Lieferwagen haben müssen“, meinte Daheim.

Nun: Der angeklagte Waffenliebhaber („Ich sammele seit meiner Jugend Militaria“) schoss scharf in Richtung der Ermittlungsbehörden. „So eine Hausdurchsuchung habe ich noch nie erlebt. Es kamen etwa 30 Polizeibeamte. Man war darauf aus, seinen Frust abzulassen“, sagte der Berufssoldat und Waffenfachmann bei der Bundeswehr. Ein Freund habe ihm die ganzen Sachen untergeschoben: „Aber einen Staatsanwalt in Wuppertal interessiert es nicht, was mein Freund treibt. Das ist Strafvereitelung im Amt.“ Und: „Da sich die Staatsanwaltschaft nicht mit mir unterhält, habe ich mich an den Justizminister gewandt.“

Der Freund, den der Angeklagte als schrägen Ganoven und internationalen Waffenhändler bezeichnete, mache ihm das Leben zur Hölle: „Er hat 50 000 Euro ausgesetzt für den, der mich zum Schweigen bringt. Das ist Psychoterror. Er will mich kontrollieren. Er sagte: Wenn Du mir Schwierigkeiten machst, bist du ganz schnell wieder hinter Gittern.“ Als Jugendlicher habe er den Mann vor über 40 Jahren bei einer Waffenbörse in Stuttgart kennengelernt: „Er beschäftigt sich mit allen möglichen kriminellen Dingen. Neben Waffen geht es um Überfälle, Raub, Steuerhinterziehung und illegale Abfallentsorgung. Darüber habe ich Kenntnisse.“ Sein früherer Verteidiger habe ihn anonym angezeigt, in Komplizenschaft mit diesem Freund. Den Advokaten habe er verklagt, weil er schwere Anwaltsfehler begangen habe.

Als er aus der Haft entlassen worden sei, habe ihn der Freund abgeholt: „Der hatte auch meinen Geländewagen gestohlen. Ich habe über sieben Jahre zu Unrecht hinter Gittern gesessen, woran er nicht unschuldig war.“

Verteidiger Fritz von Beesten regte ein Gespräch mit Gericht und Staatsanwaltschaft an. Ergebnis: eine neue Verhandlung mit dem Freund und dem Anwalt im Zeugenstand. Auch ein psychiatrischer Sachverständiger wird dann im Gerichtssaal sein. Eine Exploration vorab lehnte der Angeklagte ab. „Wenn es nicht stimmt, was der Angeklagte sagt, könnte das paranoide Züge tragen“, meinte Oberstaatsanwalt Daheim.