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Täter jagen Geldtresor in die Luft

Täter jagen Geldtresor in die Luft

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Foto: Werner Riedel
Die Machart des Anschlags auf einen Service-Stützpunkt der Volksbank in Heinsberg kommt der Polizei bekannt vor. Parallelen ergeben sich sogar auf internationaler Ebene. Das Bundeskriminalamt wurde eingeschaltet.

Heinsberg. 

Es war genau 2.41 Uhr am frühen Freitagmorgen, als Hotelier Bernhard Schwermer (51) un seine Familie durch eine gewaltige Detonation aus dem Schlaf gerissen wurde. „Ich war 1986 im Frankfurter Flughafen Augenzeuge des Bombenattentats. Genau so hat es sich auch jetzt angehört.“ Schwermer eilte zum Fenster, schaute hinaus und sah nur 30 Meter entfernt den völlig zerstörten neuen Service-Pavillon der Volksbank. Und nahm ein Fahrzeug und zwei dunkle Gestalten wahr, die sich in den Trümmern zu schaffen machten.

Schwermer eilte zur Haustür, um draußen nach dem Rechten zu sehen. Doch die Türen waren außen zusammengebunden. Ebenso zwei Nebeneingänge. Er eilte in die Restaurantküche, besorgte sich ein Messer. Doch es vergingen zwei Minuten, bis er die Stricke durchgeschnitten hatte und endlich ins Freie gelangte. Von den Tätern war weit und breit keine Spur mehr.

Erst im März hatte die Volksbank den neuen Servicepunkt in Betrieb genommen. Modernste Technik z.B. mit einem kombinierten Geldautomaten/Kontoauszugdrucker – wurde installiert. Der Pavillon in Fachwerkbauweise passte sich dem Ortsbild hervorragend an.

Es waren augenscheinlich ausgebuffte Profis, die dieses Verbrechen bis ins Kleinste ausbaldowert hatten. Denn bevor sie den Geldautomaten per Gasexplosion in die Luft jagten und sich am Inhalt bedienten, hatten sie sowohl die Video-Kameras am abgeschlossenen Volksbank-Pavillon als auch am nur 80 Meter entfernten Geldautomaten der Sparkasse per roter Sprühfarbe außer Betrieb gesetzt. Danach wurde das Hotel Schwermer von den Tätern „dicht gemacht“.

Beute

Die Volksbank spricht von einem geringen Geldbetrag, der erbeutet wurde, die Polizei schätzt den Gesamtschaden auf bis zu 200 000 Euro ein. Denn die ca. 80 Kilogramm schwere Tresortür war ca. zwölf Meter durch die Luft geschleudert worden und hatte eine Trafostation beschädigt, ein Opel Vivaro erlitt durch umherfliegende Pavillonteile und die Druckwelle Totalschaden. Nur 600 Meter entfernt wurde ein silberfarbener VW Golf mit Hagener Kennzeichen entdeckt, der als gestohlen gemeldet war. Polizeihubschrauber Hummel 6 suchte die Waldwege nach möglichen weiteren Fluchtfahrzeugen ab.

Kriminaltechniker

Die Kriminaltechniker aus Hagen wurden eingeschaltet, die auch weitere Fundstücke am Milsenberg unter die Lupe nahmen. Tatort und Fahrzeug wurden sichergestellt. „Ein ganz dickes Ding“,.hieß es aus Polizeikreisen. Von nationaler, wenn nicht internationaler Tragweite. Und so geht man davon aus, dass sogar das Bundeskriminalamt eingeschaltet wird.

Offensichtlich wurde Heinsberg von Profis heimgesucht. Ein Tatort mit Fluchtmöglichkeiten in alle Himmelsrichtungen. Und an der Grenze von zwei Polizei-Einsatzbereichen. Volksbank-Pressesprecher Frank Segref: „Wir sind froh, dass bei diesem Anschlag keine Personen verletzt worden sind. Gegen alles andere sind wir entsprechend abgesichert.“ Der nächste Geldautomat befindet sich im benachbarten Albaum. Bei Bedarf können Volksbank-Kunden den Geld-Bringservice in Anspruch nehmen.