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Schweigen im Rat wegen Klima der Angst

Schweigen im Rat wegen Klima der Angst

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Foto: WP
Der Finnentroper Bürgermeister Heß macht ein Klima der Angst dafür verantwortlich, dass sich CDU und SPD im Rat nicht zu dem Thema Umbennenung zweier Straßen geäußert haben. Auch dürfe man braune Flecken nicht einfach wegradieren.

Finnentrop. 

Die Diskussion um die nicht erfolgte Umbenennung der Josefa-Berens- und Maria-Kahle-Straße in Bamenohl nahm auch in der Bürgerversammlung am Donnerstagabend in der Mensa des Finnentroper Schulzentrums, zu der die Gemeinde eingeladen hatte, breiten Raum ein.

Von Clemens Bernemann darauf angesprochen, was in der Sitzung des Gemeinderates geschehen sei, führte Bürgermeister Dietmar Heß aus, dass die allenthalben geäußerte Kritik „in keinem Verhältnis zum Anlass“ mehr stehe. Am Dienstag sei geschwiegen worden, „weil eine Atmosphäre entstanden ist, in der sich kaum noch einer traut, öffentlich seine Meinung zu sagen. Es ist ein Klima der Angst entstanden. Es ist geschwiegen worden, weil jedes Wort, das man in dieser Angelegenheit sagt, anschließend öffentlich angegriffen und zerlegt wird“.

In der Sache habe sich seit dem einstimmigen Beschluss des Rates aus dem vorigen Juli nichts geändert; außer, dass Professor Halbfas in den Heimatstimmen einen „harschen Aufsatz“ verfasst habe, der in seinen Aussagen „deutlich über das Ziel hinausgeschossen“ sei. „Wer sich von einem totalitären Regime wie dem Nationalsozialismus distanzieren will ist gehalten, sich demokratischen Prinzipien zu öffnen und sie zu akzeptieren“, so Heß, der es als eine „Meinungsradikalität ersten Grades“ bezeichnete wenn gesagt werde „es gibt nur eine Entscheidung“.

Christian Vollmert von der FÜR Finnentrop Fraktion erklärte, dass man seit Juli eingesehen habe, einen Fehler gemacht zu haben. „Aber aus Fehlern kann man lernen!“

Bezogen auf den am Dienstag abgelehnten Antrag der FÜR-Fraktion auf eine Namensänderung erklärte Heß, dass, wenn es um die Sache gegangen wäre, zunächst das Gespräch gesucht worden sei, um einen vermeintlichen Fehler gemeinsam zu beheben. Stattdessen sei aber im Hau-Ruck-Verfahren und ohne Rücksicht auf das Votum der betroffenen Bürger ein Antrag gestellt worden. „Über diese Namensschilder hätte man vielleicht am Ende eines Prozesses entscheiden können“, so der Bürgermeister.

Er verlas eine Textpassage von Maria Kahle, in der diese eingesteht, in vielem geirrt zu haben und sich mit derselben Leidenschaft, mit der sie ihren Irrtümern nachgehangen sei, diese heute ungeschehen machen wolle. Das zeige, dass es auch eine andere Seite gebe.

Es könne nicht sein, „dass man versucht, die Gegenwart blank zu putzen, indem man braune Flecken einfach wegradiert.“ Man müsse sich immer wieder mit der Vergangenheit auseinandersetzen, so Heß, dürfe sich dabei aber „nicht nur ereifern und mit Schaum vor dem Mund Dinge entscheiden“.