„Sollte der Insolvenzverwalter seine Pläne wahr machen und den XXL-Markt in Meggen am Ende der Woche schließen, dann bin ich finanziell platt.“
Meggen.
Vermieter Mustafa Temiz weiß, wovon er spricht. Nachdem das Ladenlokal monatelang leer gestanden und die Stadt die Ansiedlung von zwei Spielhallen verhindert hatte, war Temiz froh, mit Schlecker einen seriösen Mieter gefunden zu haben. Der allerdings auch Ansprüche ans Ladenlokal stellte: „Ich habe mich hoch verschuldet, rund 60 000 Euro in den Ausbau gesteckt. Die gesamte Glasfront ist neu, der Boden und die Decke, die Wände, Elektroinstallation und Sicherheitseinrichtungen. Schlecker selbst investierte in die Inneneinrichtung.“
Sein Anwalt habe ihm erklärt, dass in derartigen Insolvenzfällen auch ein langjähriger Mietvertrag nur von geringer Bedeutung sei. Mit seinen Forderungen lande er irgendwo auf einem „Listenplatz“. Temiz ist verzweifelt: „Wenn das wirklich so kommt, kann ich mir einen Strick nehmen.“
Nach welchen Prioritäten Schlecker seine Märkte schließt, ist auch anderen Geschäftsleuten in Meggen ein Rätsel. Warum z.B. vom Konzern nicht öffentlich bekannter gemacht wurde, dass die XXL-Läden die Waren zu einem günstigeren Preis anbieten als die „normalen“ Schlecker-Läden? Ein Rätsel. Andreas Rosenthal: „Die Kalkulationen sind mir teilweise absolut schleierhaft. Warum muss ein XXL-Laden hier auf dem Lande selbst samstags bis 20 Euro geöffnet haben: Bis 14 Uhr reichte vollkommen aus, man könnte sich erhebliche Personal- und Betriebskosten sparen.“
Arge-Vorsitzender Jost Nöller hat inzwischen sämtliche Vereine des Ortes, in dem es seit Monaten kontinuierlich bergauf ging, angeschrieben. Und auch Kontakt zu Schlecker in Ehingen und verdi aufgenommen. Meggen will retten, was zu retten ist. Dazu müsste aber auch ein Umdenken der Meggener selbst stattfinden, so Rosenthal Zu viel Kaufkraft würde z.B. nach Altenhundem abwandern. Und seine Mitarbeiterin ergänzt: „Die wenigsten Meggener gehen auch in Meggen einkaufen. Das muss sich schleunigst ändern.“
Blumenhändler Bernd Mrugalla ist ebenso enttäuscht von den XXL-Schließungsabsichten: „Alle Mitarbeiterinnen haben sich sehr für den Laden eingesetzt. Waren sogar bereit, an verkaufsoffenen Sonntagen teilzunehmen. Ausgerechnet im Aufwärtstrend von Meggen wäre die Schließung ein Fiasko, ein Riesenschaden für die Mitarbeiterinnen, die Bürger und den gesamten Ort.“
Zumal es in den letzten Monaten systematisch bergauf gegangen ist mit den Umsätzen, so Marktleiterin Gabi Hecker: „Wir sind der einzige XXL-Schlecker in Lennestadt und Umgebung. Mittlerweile kommen selbst Kunden aus den Nachbarkommunen. Vielleicht bemängelt Schlecker auch fehlende Parkplätze direkt vor dem Haus.“ Das vermutet auch Temiz. Hat sich längst um Abhilfe bemüht. Hat in Gesprächen mit der Stadt vorgeschlagen, den sehr breiten Bürgersteig zugunsten von einem Mehrzweck-/Parkstreifen zurück zu bauen. Die bestehende Ampelanlage würde dabei auch dem einbiegenden Verkehr aus der Albrecht-Dürer-Straße gerecht werden.
Fast schon ein Possenspiel: Nach riesigem Hin und Her wird der Schlecker in Bilstein jetzt doch dicht gemacht.