Winterberg.
Ohne Untersuchung kommt niemand rein: Das St.-Franziskus-Hospital testet seine Patienten bei der Aufnahme speziell auf MRSA-Keime – das ist eine Maßnahme gegen die Verbreitung von gefährlichen multiresistenten Erregern. Der Hochsauerlandkreis hat dem Winterberger St. Franziskus-Hospital Winterberg das MRSA-Qualitätssiegel verliehen (wir berichteten). Geschäftsführer Christian Jostes spricht im Rahmen unserer Serie im Interview über Hygiene, Zeitdruck und Netzwerke.
Wie schätzen Sie die Hygiene im Krankenhaus ein?
Christian Jostes:
Insgesamt sind die Krankenhäuser in NRW ganz gut aufgestellt – nicht zuletzt auch aufgrund der schon lange bestehenden gesetzlichen Vorgaben. Deutschlandweit ist hier sicherlich noch Verbesserungspotential. Insbesondere etwa in der Ausbildung von ärztlichen Mitarbeitern im Bereich Hygiene. Und auch die Ausbildung von Krankenhaushygienikern könnte noch viel stärker gefördert werden. Leider geschehen in deutschen Krankenhäusern immer noch vermeidbare Hygienefehler. Um diese weiter herunter zu fahren, müssen sicherlich auch politische Hausaufgaben gemacht werden. Neben gesetzlichen Richtlinien und Normen bedarf es auch an ausreichend qualifiziert ausgebildetem Personal, das im Tagesablauf genügend Zeit zur hygienischen Arbeit am Patienten hat. Man kann nicht erwarten, dass beim stetigen Streichen der Gelder im Krankenhaussektor personell alles beim Alten bleibt. Das, was wünschenswert wäre, können sich viele Krankenhäuser schon nicht mehr leisten.
Was wird im St.Franziskus-Hospital für Hygiene bzw. gegen MRSA-Keime getan?
In einem Krankenhaus treffen viele, zum Teil krankheitsbedingt auch sehr geschwächte Menschen aufeinander. Da haben Bakterien ein leichtes Spiel. Oberstes Ziel muss es daher sein, Bakterien erst gar nicht zu verteilen. So banal es klingt: Händedesinfektion ist einer der wichtigsten Faktoren im Kampf gegen Krankenhausbakterien. Und natürlich ist auch im St. Franziskus-Hospital Winterberg das Thema Hygiene an der Tagesordnung. Und das nicht erst seit der problematischen Berichte: Bereits seit 25 Jahren haben wir eine Hygienefachkraft im Haus beschäftigt. 1989 haben wir zudem eine Hygienekommission im Haus etabliert, die regelmäßig tagt und eng zusammenarbeitet. Darüber hinaus haben wir in allen Abteilungen und auf den Stationen Hygienebeauftragte der Pflege geschult und eingesetzt.
Welche Maßnahmen werden konkret ergriffen?
Im St. Franziskus-Hospital Winterberg, führen wir seit längerem ein spezielles Aufnahme-Screening, also eine mikrobiologische Aufnahmeuntersuchung durch, bei der speziell auf MRSA-Keime getestet wird. Liegt eine entsprechende Infektion oder Besiedelung mit Keimen vor, führen wir natürlich Schutz- und Sanierungsmaßnahmen durch. Der Verlauf wird zur Unterstützung der Maßnahmen kontrolliert. Im Eingangsbereich steht immer ein Spender mit Desinfektionsmittel. Wünschenswert wäre es, wenn auch alle Besucher sich vorm Betreten des Krankenhauses die Hände desinfizieren würden. Und wer es im Eingang noch nicht gemacht hat, kann dies in jedem Zimmer, an den dortigen Spendern, nachholen. Denn Keime tragen wir alle mit uns herum. Die können für kranke, schwache Menschen gefährlich werden. Unsere Mitarbeiter werden regelmäßig geschult, auch im Bereich der Hygiene. Die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften ist in Hygiene- und Desinfektionsplänen fest geregelt. Verschiedene Statistiken zur Überwachung der Hygiene werden geführt. Diese werden durch die Aufsichtsbehörden, über das Qualitätsmanagement und in Zertifizierungsaudits überwacht.
Was wird über gesetzliche Vorschriften hinaus geleistet, um solche Keime zu vermeiden?
Neben MRSA gibt es auch andere Mikroorganismen, die einer besonderen hygienischen Vermeidungsstrategie bedürfen. Hierzu sind Netzwerke in vielen Kreisen und Bezirken, nicht nur in NRW, gegründet worden, die die vielseitigen Maßnahmen zur Vermeidung von solchen multiresistenten Erregern (MRE) steuern und reglementieren. Das St. Franziskus-Hospital ist Mitglied im MRE-net HSK. Hier arbeiten stationäre und ambulante Einrichtungen und nicht zuletzt die Ärzte aus den Praxen zusammen.