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„Grenzerfahrungen“ in den Anden

„Grenzerfahrungen“ in den Anden

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Foto: WP

Altenhundem. 

(ebe) Apurimac ist eine der ärmsten Regionen im Süden Perus. Es gibt zum Teil kein Trinkwasser, kein Abwassersystem, keinen Strom und die medizinische Versorgung in den Andendörfern ist der Rede nicht wert.

Für 20000 Einwohner gibt es nur einen Zahnarzt. Es gibt also viele angenehmere Orte, wo Studenten ihre Semesterferien verbringen könnten. Lena Kuhlmann aus Altenhundem hat dies alles nicht geschreckt. Nicht als Touristin, sondern als „Dentistin“ reiste sie nach Südamerika, machte dort viele Kinder glücklich und für sich selbst viele wichtige Erfahrungen.

Die 27-jährige studiert im 9. Semester Zahnmedizin an der Uni Aachen. Seit 25 Jahren betreibt die Abteilung Prothetik an der Uni das Projekt „Zahnmedizinische Entwicklungshilfe“ in Form eines Vereins. Regelmäßig fliegen Studenten auf freiwilliger Basis und weitgehend auf eigene Kosten 11000 Kilometer um den halben Erdball, um in Peru Kinder zu behandeln. Als Lena Kuhlmann das Angebot bekam, musste sie nicht lange überlegen: „Ich war noch nie in einem Entwicklungsland und wollte die Erfahrung machen, ob ich mit einer solchen Situation klar komme.“

Dass es echte „Grenzerfahrungen“ sein würden, war ihr vorher nicht so klar. Es wurde eine Reise in eine „vergangene Welt“. In 2er-Teams besuchten die Studenten, nur ausgerüstet mit Rucksack und Zahnarzt-Koffer die Dörfer in der Anden-Region, um die Kinder zu behandeln. Das heißt, sofern dies möglich war. Kuhlmann: „In Peru ist alles süß, die meisten Kinder haben keine Zahnbürste und gehen erst zum Arzt, wenn es tut.“ Prophylaxe, Mundhygiene etc. sind Fremdwörter. Wieviel Karies sie aus den Kindermündern entfernt und wieviele faule Zähne sie in den 10 Wochen igezogen hat, Lena Kuhlmann hat sie nicht gezählt. Mit Zahnzement und Füllungen versuchten sie und und ihre 3 Mitstreiter zu retten, was zu retten ist. Begleitet wurden sie von peruanischen Kollegen.

Am eigenen Leib erfuhr sie, was es heißt, in 4000 Meter Höhe ohne Infrastruktur zu leben. „In einem Dorf gab es nur 2 Toiletten für alle Bewohner, kein fließendes Wasser und gekocht wurde auf offenem Feuer. Man stößt dann an seine Grenzen.“

Per Megaphon wurden die Leute zur Behandlung gerufen. Da die Indios vorwiegend in ihrer Andensprache sprachen, war eine Verständigung oft nur mit Händen und Füßen möglich. Aber die strahlenden Kinderaugen entschädigten für die Entbehrungen und das tägliche Elend, das die Studenten sahen: verstümmelte Zähne, von der Sonne und der Kälte aufgeplatzte Wangen, viele kranke Kinder, Not und Armut.

Im Rückblick sagt Lena Kuhlmann: „Es war eine tolle Erfahrung, mit den Kindern zu arbeiten und ich habe dort viel gelernt.“ Und viele persönliche Erfahrungen gewonnen: „Man erkennt dort erst, auf welchem hohen Standard wir bei uns arbeiten und ich habe gelernt, dass man mit einfachen Mitteln vielen Menschen helfen kann. Ich würde es auf jeden Fall noch einmal machen.“