Drolshagen/Kreis Olpe.
Es geht um Geld. Um sehr viel Geld. Einige Städte und Gemeinden haben sich sprichwörtlich die Finger verbrannt, andere wiederum gut verdient: Die Rede ist von sogenannten Zins-Geschäften, die unter dem branchenüblichen Begriff „SWAP“ gehandelt und am Donnerstag den Drolshagener Stadtrat (16.30 Uhr Altes Kloster) beschäftigen werden.
Unsere Zeitung sprach vorab mit Drolshagens Kämmerer Gerhard Feldmann – rein zufällig wenige Tage vor dessen Ruhestand.
Hintergrund: Mit Hilfe von SWAP-Geschäften haben im vergangenen Jahrzehnt zahlreiche Städte und Gemeinden versucht, die Zinsbelastung für ihre Millionen-Kredite zu mindern. Im Kreis Olpe griffen Finnentrop, Lennestadt und eben Drolshagen zum Finanz-Instrument „SWAP“.
Drolshagen sprang 2006 nach einem Antrag der CDU-Fraktion auf den „SWAP-Zug“, wie Feldmann im Gespräch mit unserer Zeitung zurück blickte: „Der Beschluss wurde 2005 gefasst, die ersten Verträge 2006 gemacht.“
Die drei Oppositionsfraktionen im Drolshagener Stadtrat, UDW, UCW und SPD, wollen das heikle Thema jetzt aufgeschlüsselt haben, um über die künftige Strategie beraten zu können. Grund: Es zeichnen sich erste und deutliche Verluste ab.
Wie Feldmann gestern aufklärte, unterhalte Drolshagen derzeit zwei SWAP-Verträge: Mit dem ersten sogenannten „Flexiswap“, so Feldmann, habe man bisher ein ordentliches Plus gemacht – in gut vier Jahren rund 110 000 Euro. Das Risiko sei sehr gering, die Laufzeit sehr lang, insgesamt 28 Jahre (2006 bis 2034). Die Vertragssumme: 3,141 Mio. Euro.
Mit dem zweiten SWAP hatte die Stadt weniger Glück: Der Vertrag über 2 Mio. Euro wurde 2008 mit einer relativ kurzen Laufzeit (bis 2015) geschlossen. Bei einem günstigen Zinsverlauf hätte sich die Kämmerei auch hier über stattliche Gewinne freuen können, wenn die Zinsen nach Vertragsabschluss, wie damals von vielen Finanzexperten erwartet, von einem Ausgangspunkt von etwa 4,5 Prozent (10 Jahre Laufzeit) gestiegen wären.
Doch es kam anders: Die Bankenkrise machte Drolshagen einen Strich durch die Rechnung. Mit dem kurzen und heftigen Niedergang der Weltwirtschaft sanken auch die Zinsen, und damit auch die Gewinnhoffnungen Drolshagens.
Bis heute, so versichert Feldmann, seien rund 54 000 Euro an ,Miesen’ aufgelaufen, die man aber mit vorher positiv gelaufenen Zinsgeschäften verrechnen könne. Unterm Strich liege man nur mit etwa 1 300 Euro im Minus.
Aber: Bliebe man in dem Vertrag, könnten weitere rote Zahlen „in nicht unerheblicher Höhe“ auflaufen – rund 35 000 Euro jedes viertel Jahr – bei steigender Tendenz.
Steige die Stadt sofort aus dem Geschäft aus, würden jedoch rund 900 000 Euro auf einen Schlag fällig. Feldmann: „Das wollen wir auf keinen Fall.“ Die Alternative: „Wir wollen zwar raus aus diesem Geschäft, es aber in einen anderen, deutlich Risiko ärmeren Swap überleiten“, so der Kämmerer. Dessen genaue Konditionen, so Feldmann, dürfe er jedoch nicht nennen. Dabei handele es sich um Dinge, die in nichtöffentlicher Sitzung beraten werden müssten.
Er könne nur so viel sagen, dass es sich um einen langfristigen Kreditvertrag mit festen Zinssätzen handele, ohne Risiko.
Ein Blick zur Stadt Lennestadt: Dort war man bereits 1999 in SWAP-Geschäfte eingestiegen und hatte zunächst hohe Gewinne eingestrichen. 2008 wurde das ,Parkett’ den Politikern jedoch zu heiß, und Lennestadt zog sich zurück. Nach Verrechnung von Plus und Minus, so unsere Recherchen, blieben etwa 1,5 Mio. Euro auf der ,Habenseite’ übrig. Insider aus der Finanzabteilung im Rathaus Lennestadt sprechen hinter vorgehaltener Hand davon, dass die Politiker zu früh ,kalte Füße’ bekommen hätten. Soll heißen: Wäre man im SWAP-Geschäft drin geblieben, hätte sich das ,Barometer’ schon wenig später wieder ins Plus gedreht.